Eine Auseinandersetzung mit den Formen von Geld,
deren Belegung mit Daten und Datenstrukturen,
sowie Anregungen für eine Geldreform
Ernst Dorfner
Das von Helmut Creutz verwendete Erklärungsmuster für die soziale Problematik unseres Wirtschaftssystems findet in der derzeitigen Geldordnung ihren Angelpunkt. Dabei geht es nur um einen Fehler in dieser Geldordnung, nicht jedoch um das Wesen und der damit verbundenen Folgen der Geldwirtschaft. Es geht also nicht um das Geld selbst, sondern ‚nur‘ um die Beseitigung dieses Fehlers, der es ermöglicht, den Zins zu erpressen. Durch diesen Zins wird – so Creutz - eine Umverteilung von den Arbeitseinkommen hin zu den Kapitaleinkommen mit all ihren sozialen Folgen bewirkt. Dabei angesprochen wird auch die alte sozialpolitische Ansage vom “Recht auf den vollen Arbeitsertrag”.
Der Verlauf der Zinseszinskurve nach einer ins Unendliche explodierenden Exponentialfunktion und darauf aufbauende Beispiele von Wachstumsverläufen – die berühmten Beispiele vom Seerosenteich und vom ‚Josephspfennig‘ - tun ein übriges, um auch die ökologische Problematik mit in die Thematik mit einzubeziehen. Diese von Creutz verbreiteten Gedanken finden so bei vielen, die sich kritisch mit dem Kapitalismus auseinandersetzen, rasch Anklang. Dabei wird sehr plausibel vermittelt, dass dieses zinsbehaftete Geld zu einer ungeheuren Ansammlung von Geldvermögen in den Händen weniger führt, und durch eben diesen Prozess auch die Zerstörung von Natur und Umwelt bewirkt wird. Letztlich müsse das dann - so oder so – zu einem totalen Zusammenbruch, einem Crash der modernen Wirtschaft führen. [i]
Diese Theorie, die ideologischen Charakter annimmt, versucht nun Creutz auch mit Fakten zu untermauern. Fakten, die er insbesondere den Statistiken der Deutschen Bundesbank entnimmt und sie zusammen mit seiner Interpretation den Lesern vorsetzt. Seine Meinung wirkt damit gut begründet – und so auch glaubhaft. Eine Überprüfung insbesondere der Interpratation der Daten kommt somit den meisten seiner Leser gar nicht in den Sinn.
Tut man solches doch, so ist rasch festzustellen, dass die Theorien von Creutz zwar nicht falsch sind, aber auch nicht richtig. Insbesondere ist aber zu vermerken, dass er von einem Geldsystem ausgeht, das es so nicht gibt. Und deshalb auch von den Fakten nicht bestätigt wird. Dass diese Beschäftigung mit diesen Vorstellungen aber einen Ansatz aufzeigen, in welche Richtung eine Geldreform gehen sollte. Creutz setzt also das als derzeitigen Status voraus, was erst zu verwirklichen ist. Die von ihm als ersten Schritt verlangte Umlaufsicherung bekommt erst dann einen Sinn. Denn im heutigen System, in dem die Mehrheit des umlaufenden Geldes die Geschäftsbanken schaffen und auch wieder vernichten können, geht es eben darum, dieses zu unterbinden.
Eine Vorbemerkung
Die Ursache für das Entstehen der sozialen und ökologischen Probleme liegt nach Meinung von Hans Ch. Binswanger[ii] und vielen anderen originär im Geld als wesentliches Element einer auf industrielle Vorfabrikation ausgerichteten Wirtschaft. In dieser Wirtschaft, die auf einer Gesellschaft mit Privateigentum aufbaut, ist Verschuldung im Sinne eines vertragsmäßig zugesicherten Zugriffes auf Ressourcen im fremden Eigentum unumgängliche Voraussetzung für die Produktion.[iii]
Geld hat also inhärent etwas mit Verschuldung zu tun. Es ist der Kredit, der am Anfang steht, und der am Ende, das heißt nach erfolgter Produktion und Verkauf des Erzeugtem, zurückgezahlt werden soll. Wir haben also eine Kreditwirtschaft, wie wir täglich beobachten können. In dieser entstehen so Schulden und Geld, und verschwinden so auch wieder Schulden und Geld. Da Schulden aber mit Geld zu tilgen sind, könne sie aber nur dann verschwinden, wenn sich andere verschulden und damit wieder Geld entsteht.
Diese Meinung soll später auch belegt werden.
Verschuldung setzt nun eine dahingehende Entscheidung voraus, die immer in die Zukunft wirkt. Die Folge ist ein Zusammentreffen der Entscheidungen aus der Vergangenheit und jener für die Zukunft in der Gegenwart. In dieser bemühen sich die Unternehmen zum einen, ihre bereits erzeugten Produkte in einer solchen Stückzahl und mit einem solchen Stückpreis zu verkaufen, der einen möglichst hohen Ertrag sichert, zum anderen aber, die gegenwärtige Produktion mit möglichst geringen Stückkosten und darauf abgestimmter Stückzahl so auszurichten, dass die Gesamtkosten möglichst niedrig bleiben. Da aber die Gesamtkosten ident sind mit dem Gesamteinkommen, gerät die Kreditwirtschaft hier insbesondere bei gesättigten Märkten in ein Dilemma. So versucht jeder Unternehmer, bei sich selbst möglichst zu sparen, in der Erwartung, dass andere das nicht so tun werden oder können. Der zunehmend immer härter werdende Wettbewerb spielt sich in diesem Bereich ab.
Es ist also keine Theorie, sondern tägliche Erfahrung, wenn hier festgehalten wird: Im gesamtvolkswirtschaftlichen Endeffekt wird alles getan, dass die Menschen als Konsumenten möglichst viel Geld ausgeben, aber ebenso alles mögliche versucht, damit die Menschen als Lohnempfänger möglichst wenig Geld kosten.
Dass dabei der Zins als Kostenfaktor mit eine Rolle spielt, wird hier deutlich unterstrichen. Es soll aber auch betont werden, dass die Zinsen und die Gewinne, wie noch gezeigt wird, aus einem Wachstum der Verschuldung heraus finanziert werden – und nicht umgekehrt – und dass mit einem Rückgang dieses Wachstums eben dieser besprochene Wettbewerb immer härter wird.
Damit stehen hier zwei Theorien gegenüber: Die von Creutz und die von Binswanger.
Die Diskussion über das ‚wahre‘ Wesen und die nötigen Reformen unseres Geldsystems hat nun Helmut Creutz mit dem Einbezug von statistischen Materialien, insbesondere den konsolidierten Bilanzen des Bankensystems, angereichert und zu entscheiden versucht. Mit diese Materialien sollen die aufgestellten Theorien auf ihre Übereinstimmung mit der Realität zu überprüfen werden.
Eine entscheidende Erkenntnis ergibt sich dabei schon aus der Betrachtung der Struktur dieser Daten: All das, was wir heute als Geld, also als Zahlungsmittel, nutzen, findet sich innerhalb dieser Bilanzen, entsteht somit innerhalb des Bankensystems, bestehend aus Zentralbank und Geschäftsbanken, als Schuldverhältnis. Deshalb nenne ich dieses Geld “Bankengeld” oder “Inside-Money”. Der Denkansatz von Creutz jedoch geht von der Existenz eines “Outside-Money” aus, eines “Nichtbankengeldes”, das außerhalb des Bankensystems ‚schuldenfrei‘ entsteht und umläuft. Erst dann, wenn es nicht für Käufe genutzt wird, fließt es in das Bankensystem als Ersparnis hinein, und nach einer Kreditgewährung von dort auch wieder heraus. Dabei hinterlässt es in den Bankenbilanzen Guthabenbuchungen einerseits und Schuldenbuchungen andererseits.
. Die Geldmenge in unserem gegenwärtigen System entsteht aus einem Zusammenspiel von Bankensystem und Produktionswirtschaft. Sie wird maßgeblich durch die zukünftigen Erwartungen der Unternehmen gesteuert, nicht aber durch das gegenwärtige Angebot an Gütern und Leistungen und deren Preise bei einem konstanten Preisniveau. Dieses Geldsystem hat dabei maßgeblichen Anteil an der Entwicklung unserer hocharbeitsteiligen Industriewirtschaft. Es mag sein, dass es einen notwendigen Schub in der take-off Phase dieser Wirtschaft hervorbrachte. Jetzt aber wo diese Wirtschaft eher in die Phase eines Gleitfluges übergehen sollte, müsste der Schub zurückgenommen werden, d.h. das Geldsystem dahingehend reformiert werden, dass die für ein konstantes Preisniveau erforderliche Geldmenge nicht allein oder nicht mehr von der Investitionsbereitschaft bzw. den zukünftige Erwartungen der Investoren abhängt.
Diese Unterscheidung in ein Inside-Money und ein Outside-Money sollte nun aber auch eine wichtige Anregung bei der Entwicklung von Vorschlägen zu einer Geldreform sein. Das von Silvio Gesell vorgeschlagene Freigeld ist ein solches Outside-Money
Ersparnis und Kreditpotential bei Creutz
Creutz vertritt seit Jahren unerschütterlich die Meinung, Geschäftsbanken könnten keine Kredite bzw. kein Buchgeld schöpfen, obwohl auch die Bundesbank diese Kreditschöpfungsfähigkeit nicht nur behauptet, sondern auch ausführlich erläutert. So wirft Creutz nicht nur seinen Kontrahenten, sondern auch der Bundesbank ‚Theorieschöpfungen‘[iv][ vor, während er seine Meinung, dass alle Kredite “Überlassungen” [v] von Zentralbankgeld von Sparern zur Grundlagen haben müssen, anhand von “Fakten” in Form von Statistiken eben dieser Bundesbank, nämlich der konsolidierten Bilanzen der deutschen Kreditinstitute glaubt bestätigen zu können. Damit versucht er seine These zu untermauern, die da lautet: “Das Kreditpotential in einer Volkswirtschaft entspricht ... den Einkommensüberschüssen der Wirtschaftsteilnehmer, die sie anderen zur Verfügung stellen .... Das Kreditpotential der Banken ist also identisch mit den bei ihnen gebildeten Guthaben der Wirtschaftsteilnehmer, zuzüglich anderer Formen der Geldhergabe wie Schuldverschreibungen usw.”[vi]
Von diesem Kreditpotential unterscheidet Creutz “die Nachfragemittel” oder “das Nachfragepotential” bestehend aus dem Bargeld und dem Giralgeld, wobei es nach Creutz beim Giralgeld zu Überschneidungen kommt, da es sowohl als Nachfrage- als auch Kreditpotential verwendet wird [vii].
Zu den Zahlen, die Creutz zur Darstellung der Guthaben verwendet, merkt nun Dieter Schad bereits vor Jahren an: “Die Zahlen selbst, die Creutz zur Stützung seiner Theorien heranzieht, sind Auszüge der Gegenüberstellung der Aktiva und Passiva der Kreditinstitute des Berichtsbereiches der Deutschen Bundesbank für das Jahr 1990 ..... Von den Aktiva des Geschäftsvolumen von insgesamt 5.244 Mrd. EURO zieht er eine Gesamtposition von 1.967 Mrd. EURO für Zentralbankgeld und Forderungen (Kredite) an Kreditinstitute ab, von den Passiva ... 1.495 Mrd. EURO für Einlagen und aufgenommene Kredite von Kreditinstitute ab. Der Differenzbetrag von 472 Mrd. EURO, von Banken mehr in den eigenen Branche angelegt, als aus ihren eigenen Reihen bekommen, wird von Creutz so gedeutet, dass das Geld dann letztlich nur von den Wirtschaftsteilnehmern stammen könne, womit per Saldo auch kein Kredit an sie, geschöpft aus dem Nichts, habe herausgehen können.” [viii]
Creutz lässt dabei den Leser vorerst in der Meinung, dass die von ihm wiedergegebene Tabelle genau den Zahlen der Bundesbank entspricht. Erst im hier immer wieder zitierten Beitrag aus 1996 [ix] spricht er von einem “Auszug aus der Bankenbilanz ....” Er verkürzt dabei die Habenseite um einen größeren Betrag als die Passivseite, womit er zwangsläufig zu genannten Differenzbetrag kommt, der seine Theorie bestätigen soll. Nirgends aber findet sich in diesem langen Aufsatz eine Auflistung jener spezifizierten Beträgen, die er von der Bilanzsumme abzieht, und warum er das tut.
Anhand der neuesten Monatsberichte aus dem Jahr 2000 ist nun festzustellen, dass es zwei konsolidierte Bilanzen der monetären Finanzinstitute (MFI) gibt: Eine im Kapitel II des Statistischen Teils des Monatsberichtes “Bankenstatistische Gesamtrechnung in der Europäischen Währungsunion” mit Einschluss der Zentralbanken, und eine im Kapitel IV “Banken” .
Geht man von der konsolidierten Bankenbilanz mit Einschluss der Zentralbank - also der des Gesamten Bankensystems - im Kapitel II aus, in der auch der Bargeldumlauf ausgewiesen ist, so findet sich dort für April 2000 [x]:
Aktiva : 4102,1 Mrd. EURO
Passiva 4102,1 Mrd. EURO
davon Bargeldumlauf 125,9
täglich fällige Guthaben 430,9
Von den Passiva sind nach Creutz‘schen Verständnis der Bargeldumlauf – das Bargeld ist ja “Kaufkraft- bzw. Nachfragepotential” und nicht “Kreditmittel”, zudem ein Kredit der Zentralbank und keine Ersparnis [xi] - , und die täglich fälligen Guthaben abzuziehen - da ja Creutz diese gleichfalls zum “Kaufkraft- bzw. Nachfragepotential” und gerade nicht zum “Kreditpotential” zählt, (wiewohl er das später relativiert, wenn er von “der Doppelfunktion der Sichtguthaben”, spricht, “die heute sowohl als Zahlungsmittel wie als Kreditmittel verwendet werden.) [xii]
Demnach stehen nach Creutz den Krediten in Höhe von 4102,1 Mrd. EURO Ersparnisse in Höhe von 3545,3 Mrd. EURO gegenüber !!
Dagegen findet sich in der Bilanz des Geschäftsbankensystem im Kapitel IV - Ziffern wieder für April 2000 - folgendes:
Aktiva: 5910,4 Mrd. EURO,
abzüglich Kassenbestand 14,2 Mrd.
Kredite an Banken im EURO-Gebiet: 1863,5 Mrd.
zusammen: 4032,7 Mrd.
Passiva: 5910,4 Mrd.
abzüglich Einlagen von Banken im EURO-Gebiet: 1317,4 Mrd.
zusammen 4593,0 Mrd.
In der Tat sind demnach hier die Passiva – oder nach Creutz: die Ersparnisse - in Höhe von 4593,0 Mrd. EURO bedeutend höher als die Aktiva – oder nach Creutz: die Kredite.
Wenngleich nun daraus nicht nachvollziehbar ist, dass im Abzug von den Aktiva neben den Forderungen gegen Banken auch Zentralbankgeld enthalten ist, wie Schad meint, so ist nicht zugeordnet nachvollziehbar, wie die Differenz in den Positionen “Kredite an/ Einlagen von Banken” zustande kommt. Doch kann und muss sich diese Differenz in Beträgen finden, die sich in anderen Passiva-Positionen verstecken, sodass zusammen mit diesen jene Durchgangspositionen in Aktiva und Passiva zu Null saldieren. Wir sollten nicht vergessen, dass wir hier von einer Bilanz, einem Gleich-Gewicht reden.
Das um die “Kredite an Banken” bereinigte Ergebnis der Aktiva stimmt jedoch recht gut mit der Bilanzsumme der Bilanz aus Kapitel II überein: 4102,1 Mrd. bzw. 4032,7 Mrd. EURO überein.
Letztlich ist dieser Zusammenhang aber bedeutungslos, wie noch gezeigt wird. Creutz aber benützt die Differenz zwischen Aktiv- und Passivseite zu einem Schluss, bei dem deutlich erkennbar der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Ein Schluss der in eine black-box hineininterpretiert wird. Die Kritik von Schad an Creutz ist deshalb durchaus zutreffend:
“1.Helmut Creutz argumentiert ... nicht ganz so, wie man es eigentlich von ihm erwarten möchte Er behauptet implizit, mit der Veröffentlichung ihrer Zahlen strafe sich die Bundesbank selbst Lügen, wenn sie sich gleichzeitig verbal zur Kreditgeldschöpfung der Geschäftsbanken bekenne. Eine solche Behauptung von Helmut Creutz ist vor allem solange unzulässig, wie sie nur auf seiner Interpretation der Zahlen beruht, also allein die Behauptung als Beweis für die Richtigkeit ihrer selbst dient, während der richtige Beweis selbst fehlt.
2. Selbst wenn die Interpretation der Zahlen durch Creutz richtig wäre, dürfte er diese Implizitaussage der Bundesbank den Lesern nicht als einzige Aussage der Bundesbank anbieten, die verbalen Explizitaussagen der Bundesbank jedoch unter dem Tisch halten. Er benutzt hier sozusagen die Bundesbank entgegen der eigenen expliziten Aussage. So legt er ihr vorerst allein in den Mund, worüber er sich sogleich entrüstet.”[xiii]
Wiewohl nun aber Creutz diese Kritik von Schad kennt - wie die Literaturliste seines Beitrages zeigt -, geht er nirgends darauf ein, sondern wiederholt unbeeindruckt weiterhin seine “Fakten” in seinen Veröffentlichungen. Unter Vorspiegelung einer exakten Beweisführung wird so der Leser in die Irre geführt.
Die Unterscheidung zwischen Geld und Guthaben
Denn selbst wenn die Passiva höher wären als die Aktiva: Was beweist das?
Creutz meint zu beweisen, “wenn die Bankstatistiken zweifelsfrei ergeben, dass die herausgehenden Kredite nicht über sondern sogar unter den eingehenden Ersparnissen liegen, dann kann - nach den Gesetzen der Logik - mit diesen Kreditgewährungen keine Schöpfung verbunden sein. Würde im übrigen eine Bank Kredite aus dem Nichts schöpfen, zum Beispiel durch einfache Bilanzverlängerungen, könnte die damit geschaffene Kaufkraft die Bank nicht verlassen. Denn alle Übertragungen auf andere Banken werden von diesen nur in Zentralbankgeld akzeptiert, das allein die Zentralbanken schaffen können.” [xiv]
Der letzte Satz zeigt, dass Creutz nur in der Kategorie ‚Bargeld‘ zu decken vermag. Und stellt eine Behauptung - eine Theorie - auf, bei der man nur den Kopf schütteln kann. Wenn sie richtig wäre, müssten die Geldboten zwischen den Banken mit großen Geldkoffern nur so hin und her eilen, die Flugzeuge zwischen New York, Tokio, Frankfurt, London, .... voll sein mit Geldkofferträgern, welche die Beträge, die auf den Finanzmärkten umgesetzt werden, nur so hin- und herbringen, dabei auf dem Weg zum Airport wieder umkehren, weil ja die Buchungen in Bruchteilen von Sekunden alles wieder ganz anders machen.
Aber bleiben wir ernsthaft: Creutz ist so sehr bemüht, den Splitter im Auge der anderen zu entdecken, dass er dabei den Balken im eigenen Auge übersieht. Worauf er sich in seiner Beweisführung hier beruft, sind im Laufe von Jahren akkumulierte Guthaben, also Forderungen auf Geld, nicht aber Ersparnisse in Zentralbankgeld!
Die Bilanzen zeigen nirgends, wie viel Geld insgesamt und in einem Jahr “überlassen” wird. Die Aktiva zeigen vielmehr, dass nur etwa 3,5 Promille des ausgewiesenen Bankenvermögens in Zentralbankgeld bestehen. Daraus ist bestenfalls ermittelbar, wie oft dieses Zentralbankgeld hätte verliehen werden müssen, damit diese Guthabensumme sich ergibt. Allein die täglich fälligen Einlagen in Höhe von 430,9 Mrd. EURO wären durch den Bargeldumlauf von rd. 125,9 Mrd. EURO nur zu rd. 30 Prozent gedeckt. Körperlich vorhanden sind überhaupt nur 14,2 Mrd. EURO, mit denen alle Giralgeld-Überweisungen ‚außer Haus‘ erfolgen müssten. Interessant, dass Creutz dies alles sieht[xv] – aber dennoch keine Schlüsse daraus zieht!
Dabei müsste Creutz an Hand der Fakten erkennen, dass alles, was in den Bilanzen auf der Passivseite ausgewiesen wird, Guthaben der Bankkunden sind – und seine Trennung in Geld und Guthaben ins Leere läuft. Es geht also nicht um unterschiedliche Auffassungen, was denn nun Geld ist, und was ein Guthaben, weil alles Guthaben der Nichtbanken - ergo Verbindlichkeiten der Banken - sind. Nicht nur das Giralgeld findet sich in der Bankenbilanz als eine Verbindlichkeit einer Geschäftsbank, sondern auch das Zentralbankgeld. Eine Forderung letztlich gegen die Zentralbank, wie aus deren Bilanz ersichtlich ist. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Übertragung des Anspruchs nicht durch Umbuchung von einem Konto auf ein anderes erfolgt, sondern durch anonyme persönliche Übergabe des Anspruchdokumentes in Form von Bargeld [xvi].
Eberhard Knöller schreibt deshalb in einem Brief an Creutz: “Mit dem Auseinanderhaltung von Geld und Guthaben ( – oder Nachfrage- und Kreditmittel – E.D.) haben Sie sich einen gewaltigen Stolperstein in den Weg gelegt, wenn Sie nur Bargeld als Geld bezeichnen, nicht aber jede Form von Zahlungsmittel. ....Jedes Guthaben, das übertragbar ist, ist Zahlungsmittel, ist Geld!. Ihr Festhalten am Auseinanderhalten von Geld und Guthaben .....hat für mich zu den in der Freiwirtschaft erörterten Problemen noch nie etwas wirklich Konstruktives beigetragen. [xvii]
Wenn aber alles Geld die Form von Guthaben hat, dann wird auch die Kritik an der Definition von Geld hinfällig: “Die Definition von Geld ist möglich a) als Menge des Zentralbankgeldes (Bargeld und Zentralbankguthaben=Geldbasis) oder b) die Menge der Zahlungsmittel (Bargeld und Sichtguthaben/Giralgeld = Geldmenge M1). Da aber Sichtguthaben - wie das Wort schon sagt - Ansprüche auf Geld darstellen und nur anstelle von Geld als Zahlungsmittel benutzt werden, ist die zweite Definition ziemlich fragwürdig.” [xviii] Faktum ist jedoch, dass Zahlungen immer mehr in Giralgeld und immer weniger in Bargeld erfolgen, unabhängig davon, ob eine Definition fragwürdig ist oder nicht.
Über diesen Stolperstein fällt Creutz besonders dort, wo er seine Beweisführung auf der Bankenbilanz aufbauen will und dabei nach den Ersparnissen sucht. Dort werden Bargeldumlauf, Buchgeld und alle anderen Verbindlichkeiten als Guthaben der Bankenkunden zusammengezählt. Wohl können Guthaben auch Ersparnisse sein, doch sind sie bereits Guthaben - Forderungen auf Geld von Nichtbanken - , denen auf der anderen Seite Verbindlichkeiten von Nichtbanken aus bereits gegebenen Krediten - also Schulden – gegenüberstehen.
Das ist zwar alles Geldvermögen[xix], aber sind dies nicht mehr Ersparnisse in Geld, die in Form eines Kreditpotentials erst noch weiter zu verleihen sind – und nach Creutz allein weiter verliehen werden können: “Geschäftsbanken können nur in Höhe ihrer Überschussreserven Geld bzw. Kredite schaffen, also in Höhe jener überschüssigen Zentralbankgeldguthaben, die jederzeit gegen Bargeld umtauschbar sind. Darüber hinaus können sie Kredite nur vermehren, wenn sie sich (1) neues Zentralbankgeld von der Bundesbank beschaffen oder (2) wenn das geschöpfte Geld im eigenen Haus verbleibt und nicht abgehoben wird. Das aber heißt, die Geldschöpfung ist nur solange möglich, wie die geschöpfte Kaufkraft die Bank nicht verlässt.
Verlässt das geschöpfte Geld die Bank durch Abhebung, wird in gleicher Höhe zusätzliches Bargeld benötigt. Verlässt es die Bank durch Überweisung an eine andere Bank, muss die überweisende Bank in Höhe ihrer Schöpfung ihre Zentralbankgeldguthaben ausweiten. Für eine vervielfachte oder gar multiple Schöpfung ist innerhalb dieses Rahmens also gar kein Raum.” [xx]
Creutz deklariert die bereinigte‘ Passivseite der Bankenbilanz pauschal als Ersparnisse in Bargeld – denn “verleihen kann man nur das, was man hat” - und damit zur Grundlage von Krediten, zum Kreditpotential. Hier aber hat man kein Bargeld, sondern nur Guthaben. Doch können diese weiterverliehen, kann damit gezahlt werden?
Creutz auf der Suche nach “Outside-Money”
Allmählich erkennt Creutz nun doch seine eigenen Widersprüche. “Da alle Bilanzen jedoch immer nur den Status in einem bestimmten Zeitpunkt wiedergeben, bzw. ... eine Bestandsgrößenrechnung sind, kann man aus ihnen auch nicht die Zweistufigkeit der Vorgänge entnehmen, die sich aus dem ersten Schritt Ersparnis und dem zweiten Schritt der leihweisen Weitergabe ergeben.”[xxi]
Damit gesteht Creutz nun insgeheim ein, dass er keine Fakten hat, aus denen seine Einsichten direkt und ohne jede Theorie deutlich erkennbar werden. Womit sich auch die These von der Zweistufigkeit der Vorgänge als Theorieschöpfung entpuppt. Aus den vorliegenden Fakten, den Bilanzen wird aber deutlich, dass es diese Zweistufigkeit nicht gibt. Denn bei einer Zweistufigkeit müsste sich doch in den jeweils zum Monatsletzten erstellten Bilanzen irgendwann einmal ein namhafter Bargeldbetrag auf der Aktivseite finden. Die Barreserve bewegt sich jedoch all die Jahre zwischen 1990 und 2000 bei 12 bis 15 Mrd. EURO, während der Bargeldumlauf bei 130 Mrd. EURO liegt.
Da also Creutz die von ihm so heftig reklamierten Fakten nicht vorlegen kann, zieht er sich nun wieder auf Worte zurück und meint: “Umso deutlicher geht dieses logische Nacheinander aus der Definition der EZB für die Tätigkeit der MFI's hervor, nämlich "Einlagen und andere rückzahlbare Gelder des Publikums entgegenzunehmen und Kredite für eigene Rechnung zu gewähren". [xxii]
Hier sei nun an die bereits wiedergegebene Kritik von Dieter Schad erinnert, in der er sagt: “ Selbst wenn die Interpretation der Zahlen durch Creutz richtig wäre, dürfte er diese Implizitaussage der Bundesbank den Lesern nicht als einzige Aussage der Bundesbank anbieten, die verbalen Explizitaussagen der Bundesbank jedoch unter dem Tisch halten.” Nun benutzt er hier die Bundesbank entgegen der eigenen expliziten Aussage, durch die vorliegenden Zahlen strafe sie ihre verbalen Aussagen Lügen. So legt er ihr nun wieder in den Mund, worüber er sich vorher entrüstet.
Tatsächlich hat sich Creutz mit den von ihm in den Diskurs gebrachten Fakten kaum beschäftigt. Die Aussage “Dabei kommt es immer dann zu einer Vermehrung der Einlagen und damit der Kreditgewährungen, wenn die Einzahlungen der Kunden die laufenden Abhebungen übersteigen. Bei Tilgungen und Zinszahlungen ist die Reihenfolge umgekehrt” zeigt dies deutlich. Sie hat nicht Fakten, sondern eine Theorie als Hintergrund.
Geld ist nach Creutz nur das Zentralbankgeld. Und dieses Zentralbankgeld oder Bargeld wird – so die Theorieschöpfung - von der unabhängigen Zentralbank als Tauschmittel mit eigenem inneren Wert im ausreichenden Maß zu Verfügung gestellt. Wie genau, auf welche Art, wo das dokumentiert wird, darüber sagt er nichts.
Dieses Geld besitzt nun seinen eigenen inneren Wert als öffentliche Institution und bekommt diesen nicht durch einen bereits vorausgehenden Vorgang, nämlich den der Verschuldung, wie wir noch zeigen werden. Denn erst wenn Geld da ist, lässt sich mit diesem dann ein Vorgang tätigen. Nur so ist der Vorwurf von Creutz zu verstehen, demzufolge ich “ anscheinend die Vorgänge, bei denen diese Unterfütterung erforderlich ist, mit den Beständen, die durch die Vorgänge entstehen.” [xxiii] verwechsle.
So verstandenes Geld ist also genuin ein “freies” Geld, das vorerst außerhalb des Systems der Geschäftsbanken als “Outside-Money” entsteht, als Tauschmittel umläuft und erst später in einer zweiten Stufe als Ersparnis oder Gelderübrigung den Geschäftsbanken zur Vergabe von Krediten zur Verfügung gestellt wird. Erst in dieser zweiten Stufe wird dieses Outside-Money vom Bankensystem gesammelt und dabei dem Sparer eine Bestätigung über das verliehene Geld in Form eines Guthabens gegeben, während in weiterer Folge der Borger des Geldes, also der Kreditnehmer, einen Schuldrevers unterschreibt.
Der Kreditnehmer selbst verlässt mit dem geliehenen Bargeld wieder das System der Geschäftsbanken, um damit einzukaufen. Im System aber bleiben Guthaben und Schulden zurück, die dort dokumentiert werden. Damit sind nun drei “Dokumente” vorhanden: Das Geld, die Guthaben (Geldforderung) und die Schulden (Geldverbindlichkeit).
Das Geld selbst zirkuliert weiter und gelangt irgendwann wieder zu einem Verkäufer, der dieses nun nicht braucht und damit wieder als “Sparer” ins System der Geschäftsbanken hineingeht. Wieder werden Reverse über neu gebildete Guthaben und Schulden ausgestellt und diese zu den bestehenden zugerechnet, womit die Summen der Guthaben und Schulden zu wachsen beginnen.
Dies aber setzt voraus, dass die Bundesbank eine vom übrigen Bankensystem vollkommen losgetrennte Institution ist, so dass das von der Bundesbank emittierte Bargeld von außen her in das Bankensystem hineinkommt.
Auf diese Art begründet Creutz seine Theorie der Akkumulation von Guthaben und Schulden, die sich daraus ergibt, dass eben für den Einkauf nicht benötigtes Geld von dessen Besitzer über das Bankensystem weiterverliehen wird. Damit kann Creutz nun auf “den Tatbestand” verweisen, “dass die Guthaben und Schuldenbestände bei den Banken (nur) durch Zubuchungen wachsen können, konkret: in dem Umfang wie das Publikum mehr Einzahlungen als Abhebungen vornimmt, und wie auf der anderen Seite, auf der die Einzahlungsüberschüsse als Kredit vergeben werden, die Tilgungen gegenüber den Kreditzuteilungen zurückbleiben.”
Zwingende Voraussetzung für diese Theorie ist aber, dass dieses Geld zuerst “frei”, d.h. nicht bereits über einen Vorgang der Kreditierung in den Umlauf kommt.
Die Fakten zeigen nur “Inside-Money”
Dieses Outside-Money allerdings, das nun in einem genau abgezählten Ausmaß zur Verfügung gestellt wird, müsste auch irgendwo in einer Dokumentation zu finden sein. Schauen wir uns nun aber die Fakten an, auf die Creutz immer wieder verweist, dann sind dies Bilanzen – und nur Bilanzen, also Dokumentationen von Beständen in Form der doppelten Buchhaltung, die sich aus Vorgängen ergeben: Die Bilanz der Bundesbank und die konsolidierten Bilanzen der monetären Finanzinstitute (MFI) Deutschlands.
Diese Bilanz der Bundesbank weist für April 2000 aus (Monatsberichte III, Konsolidierter Ausweis des EUROsystems) :
Aktiva insgesamt 249,7 Mrd. EURO,
davon Gold u. Goldforderungen 32,3
Forderungen in Fremdwährung
an Ansässige außerhalb des EURO–Gebietes 64,4*
Forderungen in EURO an
Ansässige außerhalb des EURO–Gebietes 12,7
Forderungen in EURO an den Finanzsektor
im EURO-Gebiet 107,1*
Forderungen in EURO
an öffentliche Haushalte 4,4* *in Summe 175,9
Sonstige Aktiva 28,8
Passiva insgesamt 249,7 Mrd. EURO
davon Banknotenumlauf 132,4*
Verbindlichkeiten in EURO gegenüber dem
Finanzsektor im EURO-Gebiet, insbes.
Einlagen auf Girokonten einschl.
Mindestreserven 33,2* *in Summe 165,6
Verbindlichkeiten in EURO gegenüber
sonstigen Ansässigen im EURO-Gebiet 0,5
Verbindlichkeiten in EURO gegenüber
sonstigen Ansässigen außerh. EURO-Gebiet 29,7
Ausgleichsposten für vom IWF zugeteilte
Sonderziehungsrechte 1,7
Sonstige Passiva 9,1
Ausgleichsposten aus Neubewertung 38,0
Kapital und Rücklagen 5,1
Konsolidierte Bilanz der MFIs einschließlich Bundesbank für Dezember 1999 aus (Monatsberichte II, 2. Konsolidierte Bilanz der MFI):
Aktiva insgesamt 4102,1 Mrd. EURO
davon Kredite an Nichtbanken insgesamt 3233,8
Aktiva gegenüber Nicht-EURO Gebiet 674,2
sonstige Aktivposten 204,1
Passiva insgesamt 4102,1 Mrd. EURO
davon Bargeldumlauf (ohne Kassenbestände) 125,9
Einlagen von Nichtbanken im EURO Gebiet 2004,8
davon täglich fällig (Unternehmen,
Privatpersonen und öffentl. Haushalte 443,7
Mit Laufzeit bis 1 Jahr (Unternehmen,
Privatpersonen, öffentliche Haushalte) 232,2
mit vereinbarter Kündigungsfrist bis
3 Monate (Unternehmen, Privat-
Personen und öffentliche Haushalte) 486,3
in Summe 1162,2
Repogeschäfte 2,7
Geldmarktfondsanteile 70,7
Begebbare Schuldverschreibungen,
Laufzeit fast zur Gänze mehr als 2 Jahre 768,2
Verbindlichkeiten gegenüber dem
Nicht-Euro Gebiet 597,2
Kapital und Rücklagen 286,0
Überschuss der Inter-MFI-Verbindlichkeiten - 47,7
Sonstige Passiva 294,8
Was zeigt nun diese Bilanzen, die Bilanz der Bundesbank und die des gesamten Bankensystem einschließlich Bundesbank?
Es liegt so einfach vor uns, dass die Gefahr besteht, es zu übersehen. Sie zeigen
1. 1. dass die Bundesbank und die Geschäftsbanken ein in sich geschlossenes System bilden, dass also die Bundesbank nicht eine Institution außerhalb des Bankensystems ist;
2. 2. dass das ganze umlaufende Bargeld von allem Anfang an eine Verbindlichkeit ist. Der in der Bilanz der Bundesbank ausgewiesene Betrag in Höhe von 132, 4 Mrd. EURO findet sich mit 125,9 Mrd. EURO in nahezu gleicher Höhe in der Bilanz des Gesamtsystems wieder.
Das aber heißt: Bargeld gelangt nur über einen Buchungsvorgang in einer der Bilanzen aus dem Bankensystem hinaus. Das Bargeld in jedweder Geldbörse stellt also eine Verbindlichkeit des Bankensystems dar
Wenn das umlaufende Bargeld nun aber eine Verbindlichkeit des Bankensystems darstellt, führt eine Einzahlung von Bargeld in das Bankensystem durch Bankenkunden nicht zu einer Bilanzverlängerung, sondern zu einer Bilanzverkürzung. Sowohl Verbindlichkeiten als auch die Forderungen des Bankensystems gegen die Nichtbanken werden damit reduziert. Erst durch die der Einzahlung folgende Wiederauszahlung über einen Kredit kann diese Verkürzung und damit Geldvernichtung vermeiden. Sie bewirkt eine Bestandsbewahrung, nicht aber eine Bestandsmehrung.
Die Einzahlung von Bargeld führt also nicht zu der von Creutz herausgestellten Ansammlung von Bargeld, das dann in einem zweiten Schritt wieder verliehen wird – und damit Guthaben und Schulden weiter akkumulieren. Diese Vorstellung ist, wie gesagt, einem Geldsystem geschuldet, in dem es das “freie” Geld, das Outside-Money, gibt, das von irgendwoher immer kommen kann, nicht aber aus dem Bankensystem selbst.
Sind das alles “Einkommenserübrigungen”?
Erinnert wird hier aber nochmals daran, dass der Ausdruck ‚Ersparnis‘ für die gesamte Passivseite der Bilanz unzutreffend ist und zu irreführenden ideologischen Schlussfolgerungen führt. Nur ein Teil davon ist Ersparnis, aber auch nicht im Sinn der Zweistufigkeit, wie sie Creutz sieht. Es ist lediglich der Transfer von Verbindlichkeiten der Bank von täglich fälligen Guthaben zu längerfristig gebundenen Einlagen, die dann längerfristig laufenden Krediten gegenüberstehen. In folgende Buchungsmustern soll das gezeigt werden.
Bereits bei der Geldschaffung entsteht bei Inside-Money eine Eintragung in der Bankenbilanz. Nehmen wir an, der Staat verkauft verzinsliche Staatsanleihen in Höhe von 5000 an eine Geschäftsbank und nimmt weiters einen Kredit gleichfalls in Höhe von 5000 auf. Folgende Bank-Buchung wird durchgeführt:
Bilanz der Bank:
Buchung Haben Soll
Anleihen 5000
Kredit 5000
Einlage von Staat 10000
Abschluss 10000 10000
Auf beiden Seiten der Bilanz stehen 10000. Doch sind die 10000 auf der Passivseite Ersparnisse des Staates?
Die Bank verkauft Anleihen um 2000 an die Zentralbank; der Staat zahlt 10000 an Firma A:
Anleihen 3000
Barreserve 2000
Kredit 5000
Einnahme von Firma A 10000
Abschluss 10000 10000
Die Forderungen der Bank (Schulden des Staates) bleiben beim Staat, während die Verbindlichkeiten der Bank an Firma A transferiert werde. Aber sind die 10000 nun Ersparnisse der Firma A?
Nehmen wir an, sie zahlt davon 9000 als Gehälter ihrer Mitarbeiter. 1000 hält sie selbst als Abschreibung bzw. Rücklage für zukünftige Ersatzinvestitionen.
Anleihen 3000
Barreserve 2000
Kredit 5000
Einnahme von A 1000
Gehälter der Mitarbeiter 9000
Abschluss 10000 10000
Sind nun die 9000 Ersparnisse der Mitarbeiter?
Firma A kauft nun von der Bank Anleihen um 1000. Und die Mitarbeiter legen 1000 auf Sparbücher. Der Staat schuldet der Bank nun 9000, die Bank aber gleichzeitig den Mitarbeitern 1000, während der Staat der Firma A noch 1000 schuldet, sich dieses aber nicht mehr in der Bankbilanz findet.
Anleihen 2000
Barreserve 2000
Kredit 5000
Ersparnis der Mitarbeiter 1000
Gehälter der Mitarbeiter 8000
Abschluss 9000 9000
Die Gesamtgeldmenge hat sich durch den Verkauf von Anleihen in Höhe von 1000 auf 9000 reduziert, wobei 1000 davon als Ersparnis längerfristig veranlagt sind, so dass M1 eine Höhe von 8000 hat.
Damit ist hier erstmals eine Ersparnis gegeben.
Mit diesen Musterbuchungen soll allerdings nur gesagt sein, dass mit der Auslegung der Zahlen der Bankenbilanzen zurückhaltend umgegangen werden soll. Falsch ist, dass aus der Passivseite so einfach die Gelderübrigungen herausgelesen werden können. Nicht alles ist Ersparnis, ebenso wenig wie sich alle Ersparnis in den Bankenbilanzen findet.
Das fehlende Geld für die Zinsen
Damit widerlegt wird nun auch die Behauptung von Creutz, dass das Wachstum der konsolidierten Bankenbilanz, die Creutz den Zinszahlungen zuschreibt, “in dem Umfang” zustande kommt “wie das Publikum mehr Einzahlungen als Abhebungen vornimmt”. Solange außerhalb der in den Bilanzen erfassten Geldmenge kein Geld nachgewiesen werden kann, solange kann auch nur soviel Geld eingezahlt werden, wie behoben wurde. In unserem System gibt es nur Inside-Money
Damit sind wir bei der Frage, mit welchem Geld die Zinsen bezahlt werden? Zinszahlungen, die nach Creutz zum Wachstum des Geldvermögens führen, ein Wachstum, wie es auch die Schlusssummen der konsolidierten Bankenbilanzen und ihr zeitlicher Vergleich zeigen. So wächst die Schlusssumme der konsolidierten Bilanz der Geschäftsbanken von 5.412 Mrd. DM Ende 1990 auf 11.162 DM Ende 1999 oder von durchschnittlich 8,4 Prozent pro Jahr [xxiv]
WasserfallM. C. Escher
Titel
Wasserfall
Jahr
1961
Größe
28.0 x 28.0
Technik
Lithographie
Farbe
schwarz/weiß
Motiv
Haus mit unmöglichem Wasserfall
Bemerkungen
Der Wasserfall ist EschersWeiterentwicklung des Tribars. An der Spitze der Säulen finden sich einDrillingsoktaeder und einDrillingshexaeder.
Wiewohl also Creutz dies selbst so darlegt, erkennt er nicht, dass er an anderer Stelle das Gegenteil behauptet. Dort widerspricht er nämlich meiner These, dass zur Zahlung der Zinsen zusätzliches Geld erforderlich ist, das nur durch Geld- und Kreditschöpfungen zustande kommen kann [xxv]
Creutz dazu: “Diese Hypothese wird damit begründet, dass ein Kreditnehmer zusätzlich zur Tilgung auch Zinsen zahlen muss, die er jedoch mit dem Kredit nicht erhalten hat. Deswegen müsse dieses Geld für die Zinsen in der Wirtschaft fehlen, was eine entsprechende Vermehrung des Geldes bzw. der Kredite erforderlich mache.
Dieser zuerst verblüffende Denkansatz verliert allerdings schnell an Gewicht, wenn man für Zinsen einmal Steuern, Versicherungsbeiträge, Löhne oder andere Größen einsetzt, die ebenfalls laufend - wie die Zinsen - von den Unternehmen gezahlt werden müssen. Man stellt dann fest, dass die für diese Zahlungen jeweils notwendigen Geldbeträge tatsächlich irgendwo fehlen, nämlich in den Taschen der Zahler, dafür aber in anderen Taschen gelandet sind. Das heißt, auch für die Zinszahlungen benötigt man kein zusätzliches Geld, sondern das Geld wandert immer nur von einer Tasche in die andere. Das gilt nicht nur für die Kreditgewährungen oder Tilgungen, sondern auch für die damit verbundenen Zinsen. Gerade weil die Kreditzinsen nicht aus zusätzlich geschöpftem Geld stammen, sondern überwiegend über die Preise an die Endverbraucher weitergegeben werden und damit immer einen Geldfluss von der Arbeit zum Besitz darstellen, sind sie ein so ernsthaftes Problem.”
Diese Antwort ist mehrfach verblüffend.
1. 1. Kein Kreditnehmer finanziert neben den Löhnen, Steuern, Versicherungsbeiträgen .... auch noch die Zinsen vor, die er hintnach zu zahlen hat, und erhöht damit die zu verzinsende Schuldensumme.
2. 2. Durch Umverteilung von der Arbeit zum Besitz, also durch Umbuchung von einem Konto auf ein anderes, kann die Schlusssumme der Bilanz nicht erhöht werden.. Denn soviel auch zwischen den einzelnen Konten hin- und hergebucht wird, Bargeld auf Girokonten eingezahlt oder von dort ausbezahlt, von der einen zur anderen Fristigkeit umgebucht wird, die Summe muss immer gleich bleiben. Und da es eine Momentaufnahme ist, spielt die Umlaufgeschwindigkeit keine Rolle.
Es können auf der rechten Seite der Bilanz auf bestimmten Konten wohl Zinserträge zugebucht werden, die aber dann von anderen Konten abgebucht werden müssen. Die Summe der rechten Seite bleibt dabei gleich groß. Und müssen diese Zinserträge dann auch nicht veranlagt werden, da sie schon veranlagt sind, die Forderung auf der linken Seite schon vorhanden ist.
Ein Wachstum der Gesamtbilanz ist damit ausgeschlossen. Creutz selbst erkennt, “dass das Geld nur von einer Tasche in die andere wandert”, doch er zieht keine Schlüsse daraus!
Creutz konnte obige Erwiderung unter dem von ihm selbst dargelegten Wachstum des Geldvermögens nicht aufrecht erhalten. So sucht er nun das Wachstum der konsolidierten Bankenbilanz “in dem Umfang” zustande kommt “wie das Publikum mehr Einzahlungen als Abhebungen vornimmt”.
Nun wissen wir, dass Zinsen gutgeschrieben werden, dass sie vorerst ‚nur‘ eine Forderung gegen die Bank sind, die eventuell in Bargeld ausgezahlt werden kann, dass sich aber Geld - so wie es Creutz versteht, das Bargeld - nicht selbst durch einen Automatismus[xxvi][26] vermehrt. Was sich vermehrt – oder wächst, ist die Schlusssumme der Bilanz. Da nun aber die rechte Seite der Bilanz nur mit der linken wachsen kann, verlangt eine Zinsgutschrift auf der rechten Seite gleichschrittig eine in Summe gleichgroße Verbuchung auf der linken, auf der Aktivseite, die vornehmlich aus Forderungen besteht, die mehrheitlich unter der Position ‚Kredite‘ verbucht werden.[xxvii] Die Summe der Verbindlichkeiten kann also nur wachsen, wenn auch die Summe der Forderungen, die Summe der Kredite, wächst.
Man könnte allerdings meinen, dass die Banken den Kreditnehmern auf der Aktivseite nur ihre Sollzinsen zubuchen müssen, um auf der Passivseite bei den Verbindlichkeiten die dort anfallenden Habenzinsen decken zu können. Aber auch wenn das so geht, dann ist zu bedenken, dass hier Geld – oder Guthaben - durch einen einfachen Buchungsvorgang entsteht. Und da das Vermögen nicht in Bargeld besteht, kann es auch nicht in Bargeld transferiert werden kann. Eventuell kann Bargeld noch als Transportmittel von einem Konto zum anderen verwendet werden, aber das Konto selbst erfährt nur eine Gut- oder Lastschrift.
Zur Kredit- und Geldschöpfung des Bankensystems
Diese obige Annahme aber wäre zudem ein Rückfall in die dichotome Denkweise, in der das Geld sektoral allein für sich betrachtet wird, mit einer fixen Rollenzuteilung ad infinitum: Hier die Gläubiger, dort die Schuldner. Aber wer würde sich dabei schon in die Rolle des Schuldners begeben? Zu untersuchen ist deshalb das Zusammenwirken von realem und monetärem Sektor. Schuldner wird man ja nicht von ungefähr. Jedes Unternehmen hat ja seine Produktion vorzufinanzieren. Diese damit verbundene Verschuldung samt Zinsen aber will und muss es durch den Verkauf seiner Produkte wieder los werden und darüber hinaus noch einen Mehrertrag in Form des Gewinnes kassieren. Und grosso modo wird es die Schulden auch wieder losZu bedenken ist deshalb, dass dieser Statusreport nur die Summe der Schulden bzw. Guthaben zeigt, und im (nicht abgebildeten) Detail, wer in der Momentaufnahme gerade Schuldner und Gläubiger ist. Sie zeigt aber nicht, dass diese Schuldner und Gläubiger in einem ständigen Staffellauf Schulden bzw. Guthaben gewissermaßen weiterreichen. Schulden, d.h. Forderungen der Bank samt den anfallenden Zinsen werden durch einen Unternehmer bzw. Kreditnehmer A abgetragen bzw. getilgt. Dies erfolgt durch Gegenrechnung der Einnahmen aus dem Verkauf der Produkte des A, womit gleichzeitig aber auch diese Verbindlichkeiten der Bank gegenüber A abgetragen werden. Diese Verbindlichkeiten sind ursprünglich aus einer Kreditaufnahme eines anderen Unternehmers B zu einem späteren Zeitpunkt als die des A entstanden, der etwa damit seine Mitarbeiter bezahlt. Deren Einkommen stellen sich auf ihren Gehaltskonten als Forderungen gegen die bzw. Verbindlichkeiten der Bank dar. Diese Verbindlichkeiten bleiben auch bei den Konsumausgaben der Mitarbeiter bestehen, nur die Forderungen stehen nun auf andern Konten. Immer dann aber, wenn diese Forderungen den Unternehmer A erreichen, kann die Bank ihre Verbindlichkeiten gegen ihre Forderung gegenverrechnen, Forderungen gegen Verbindlichkeiten auflösen. Damit aber wird Geld ‚vernichtet‘. [xxviii]
Damit aber fällt auf beiden Seiten der Bilanz ein Betrag in Höhe des zu tilgenden Kredites samt der anfallenden Zinsen weg, wenn nicht wieder ein entsprechend hoher Betrag aus einem neugeschöpften Kredit dazu kommt. Das aber heißt, die alten Kredite von neuen, höheren Krediten ersetzt werden müssen, damit auch die Zinsen bedient werden können.
In Summe müssen also die neugeschöpften Kredite zumindest die alten samt anfallenden Zinsen ersetzen. Dies geht allerdings nicht aus der Bilanz hervor, da ja diese als Momentaufnahme dynamische Prozesse nicht darstellen kann. Das Wie des Wachstums des Geldvermögens, wie es sich jedoch aus dem Perioden-Vergleich der konsolidierten Bankenbilanz ergibt, ist mit der Theorie unseres dynamischen Geldsystems als eine ständige Aufeinanderfolge von Geldschöpfung und Geldvernichtung - wobei die Geldschöpfung immer wieder höher sein muss als die Geldvernichtung, um die Zinsen bezahlen zu können - konsistent erklärbar.
Auf jeden Fall aber wird durch die Bankenbilanz die Aussage, dass zur Bezahlung der Zinsen zusätzliche Kredite erforderlich sind, bestätigt. Das ist Faktum. Die obige Erklärung versucht lediglich das ‚Wie‘ zu beschreiben.
Outside-Money
Nach dem bisher Gesagtem darf sich die Frage, ob das Bankensystem Kredit- und Geldschöpfung betrieben kann, gar nicht mehr stellen. Denn diese ist im heutigen System die Voraussetzung, dass überhaupt Geld in all seinen Formen vorhanden ist.
Wenn wir uns nochmals die Bilanz der Bundesbank ansehen, dann stehen dort neben dem Banknotenumlauf die verschiedensten Verbindlichkeiten, insbesondere Einlagen auf Girokonten. Ihnen gemeinsam ist nicht die äußere Erscheinungsform, sondern die innere Wesenheit, die darin besteht, dass auch der in Umlauf gebrachte Geldschein eine Verbindlichkeit der Bundesbank ist – und damit für dessen Besitzer eine Forderung gegen diese. Er ist also auch nur ein Forderungsdokument so wie der Bankauszug, der gleichfalls eine genau bezifferte Verbindlichkeit dokumentiert. Dagegen ist der in der Bundesbank liegende Geldschein solange nur eine “streng verrechenbaren Drucksorte” [xxix], solange nicht jemand einen Zentralbankkredit aufnimmt, der in Zentralbankgeld ausgezahlt wird. Wird dieser Kredit dann getilgt, verwandelt sich der Geldschein wieder zu einer Drucksorte. Salopp ausgedrückt: Geld entsteht auch hier durch Verschuldung – und wird durch Entschuldung wieder vernichtet.
Genau auf diese Weise entsteht auch Buchgeld. Alles Geld ist eine Forderung au der einen Seite, auf der anderen eine Verbindlichkeit. Geld entsteht als Forderung durch Eingehen einer Verbindlichkeit als Inside-Money. Solange es kein Outside-Money gibt, kann das nur so sein.
Wobei folgendes zu bedenken ist: Zahlt jemand Bargeld auf ein Konto ein, so wird dieses in Höhe des eingezahlten Betrages vernichtet und durch eine andere Forderung, die neu geschaffen wird, ersetzt Die gilt auch für Buchgeld und andere Geldforderungen. Immer wird dabei in der jeweiligen Geldform ein Betrag in Höhe der Forderung vernichtet und durch eine Forderung in einer anderen Geldart mit einer geringeren oder höheren Liquiditätsrate ersetzt. Die Schlusssumme der Bilanz aber ändert sich dabei nicht, da es sich bei den Vorgängen nur um Umbuchungen handelt.
Der in diesem Zusammenhang von Gerhard Margreiter vertretenen Meinung einer Geldhortung bei langfristigen Veranlagungen schließe ich mich jedoch nicht an. Unter Horten wird das körperliche Halten von Outside-Money in Form von Bargeld verstanden, nicht aber die Verwandlung von solchem Bargeld in ein längerfristige Veranlagungen. Die Reservebildung jedes Wirtschaftssubjektes wird immer auch in Form von längerfristig gebundenen Geldverbindlichkeiten erfolgen, so wie es ja auf der Aktivseite auch längerfristig rückzahlbare Geldforderungen bestehen. Das Problem entsteht dabei bei Inside-Money durch Vernichtung von täglich fälligen Guthaben in Form von Buchgeld und auch Bargeld.
Da nun aber Outside-Money von einer außerhalb des Bankensystems angesiedelten Institution emittiert wird, ist die Vernichtung dieses Geldes durch das Bankensystem nicht mehr möglich. Als Anspruch auf das heute vorhandene Sozialprodukt ist es weiterhin existent. Und ist deshalb auch Vorsorge zu treffen, dass dieser, zu einer bestimmten Zeit bestehende Anspruch auch wahrgenommen wird. Die Anspruchsberechtigung von Outside-Money demgemäss darauf auszurichten ist.
Dabei sollte es möglich sein, dass diese nun wirklich in Geld ausgedrückte Ersparnis in Form eines realen Nichtverbrauches nicht nur über einen Kredit für gewinnabwerfende Investition weitergegeben wird, bzw. über den Verbrauch der nun im Investitionsbereich Beschäftigten; oder als Konsumentenkredit. Die Ersparnis sollte auch in Form eines Generationenvertrages übertragen werden. Dazu aber ist dieses Outside-Money einem künstlich erzeugten Verderb in Form einer Abgabe zu unterwerfen, wie sie Silvio Gesell vorgeschlagen hat.
Wir sehen hier nun bereits, dass all das, was von den freiwirtschaftlichen Geldreformern vorgeschlagen wird, jetzt erst seinen Sinn erhält. Auch die von Creutz geforderte Unterscheidung zwischen Geld und Guthaben. Geld ist allein Outside-Money in Form von Bargeld und auch in Form von täglich fälligen Forderungen auf Outside-Money. Den Verbindlichkeiten der Banken dürfen dabei nur mehr Einlagen in Outside-Money gegenüberstehen.
Anmerkungen
[i] Helmut Creutz, das Geldsyndrom, Ullstein, 1994
[ii] Hans Ch. Binswanger, Geld & Natur, Weitbrecht, 1991
[iii] Näheres dazu: Ernst Dorfner, Der Zins in der modernen Geldwirtschaft, in Binswanger/Flotow, Geld & Wachstum, Weitbrecht, 1994, auch unter www.dieterb.de/newmony abrufbar, ebenso: Vom Warenmarkt zum Finanzmarkt
[iv] Helmut Creutz, Theorien oder Fakten, - was führt uns weiter? evolution, 10/94
[v] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S. 40 ff
[vi] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S. 418
[vii] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S. 417
[viii] Dieter Schad, Zur Kreditschöpfung der Geschäftsbanken, evolution 5/95
[ix] Helmut Creutz, Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken, Theorie oder Wirklichkeit, ZfS 108/96, (op.cit.) S. 27
[x] Bundesbank, Bankenstatistische Übersicht, Konsolidierte Bilanz der MFIs, für April 2000:, S
[xi] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S. 36ff
[xii] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S.417ff
[xiii] Dieter Schad, Zur Kreditschöpfung der Geschäftsbanken, evolution, 5/95
[xiv] Helmut Creutz, op.cit.. S. 26
[xv] Helmut Creutz, op.cit., S. 31
[xvi] Dort wo Bargeld im Bereich der Haushalte verwendet wird, kann es die Erscheinungsform eines Outside Money (dieser Begriff wird weiter unten näher erläutert) annehmen, da der Halter dieses Bargeld nicht über einen Kreditvertrag sondern (für ihn schuldenfreies) Verkaufsentgelt erhält. Die mit dem Bargeld verbundene Verbindlichkeit hebt sich so zwar nicht direkt auf, sondern nur im größeren Zusammenhang.
[xvii] Eberhard Knöller, Brief an Helmut Creutz vom 25. Mai 2000
[xviii] Helmut Creutz, Mail mit Datum 9. Jänner 2000
[xix] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S. 42
[xx] Helmut Creutz, op.cit., S. 25
[xxi] Helmut Creutz, Mail mit Datum 9. Jänner 2001
[xxii] Helmut Creutz, Mail mit Datum 9. Jänner 2000
[xxiii] Helmut Creutz, Mail mit Datum 9. Jänner 2000
[xxiv] Bankenstatistik der Deutschen Bundesbank, August 1997 und April 2000
[xxv] Ernst Dorfner, s.a.a.O.
[xxvi] Helmut Creutz schreibt: “Da diese Zinsgutschriften meistens auf den Konten stehenbleiben, kommt es immer mehr zu einer automatischen Vermehrung,.....” op.cit., S. 37
[xxvii] Die Aktivseite der konsolidierten Bankenbilanz zeigt grosso modo 3 Positionen: Kredite: 6.305 Mrd. EURO, Aktiva gegen Nicht-EURO-Währungsgebiet: 1.318,6 Mrd.. Sonstige Aktiva. 399,3 Mrd.. EURO. Die Kredite machen also rd. 80% aller Aktiva aus. .
[xxviii] In etwa in der Weise stellt sich der ‚Umlauf‘ eines Wechsel dar, der von der Zentralbank gegen Bargeld angekauft wird, wodurch dieses geschöpft wird, später aber bei Einlösung des Wechsel durch den Bezogenen mit Bargeld dieses wieder vernichtet wird.
[xxix] Österreichische Nationalbank, Broschüre Geld & Währung. Das Geld
deren Belegung mit Daten und Datenstrukturen,
sowie Anregungen für eine Geldreform
Ernst Dorfner
Das von Helmut Creutz verwendete Erklärungsmuster für die soziale Problematik unseres Wirtschaftssystems findet in der derzeitigen Geldordnung ihren Angelpunkt. Dabei geht es nur um einen Fehler in dieser Geldordnung, nicht jedoch um das Wesen und der damit verbundenen Folgen der Geldwirtschaft. Es geht also nicht um das Geld selbst, sondern ‚nur‘ um die Beseitigung dieses Fehlers, der es ermöglicht, den Zins zu erpressen. Durch diesen Zins wird – so Creutz - eine Umverteilung von den Arbeitseinkommen hin zu den Kapitaleinkommen mit all ihren sozialen Folgen bewirkt. Dabei angesprochen wird auch die alte sozialpolitische Ansage vom “Recht auf den vollen Arbeitsertrag”.
Der Verlauf der Zinseszinskurve nach einer ins Unendliche explodierenden Exponentialfunktion und darauf aufbauende Beispiele von Wachstumsverläufen – die berühmten Beispiele vom Seerosenteich und vom ‚Josephspfennig‘ - tun ein übriges, um auch die ökologische Problematik mit in die Thematik mit einzubeziehen. Diese von Creutz verbreiteten Gedanken finden so bei vielen, die sich kritisch mit dem Kapitalismus auseinandersetzen, rasch Anklang. Dabei wird sehr plausibel vermittelt, dass dieses zinsbehaftete Geld zu einer ungeheuren Ansammlung von Geldvermögen in den Händen weniger führt, und durch eben diesen Prozess auch die Zerstörung von Natur und Umwelt bewirkt wird. Letztlich müsse das dann - so oder so – zu einem totalen Zusammenbruch, einem Crash der modernen Wirtschaft führen. [i]
Diese Theorie, die ideologischen Charakter annimmt, versucht nun Creutz auch mit Fakten zu untermauern. Fakten, die er insbesondere den Statistiken der Deutschen Bundesbank entnimmt und sie zusammen mit seiner Interpretation den Lesern vorsetzt. Seine Meinung wirkt damit gut begründet – und so auch glaubhaft. Eine Überprüfung insbesondere der Interpratation der Daten kommt somit den meisten seiner Leser gar nicht in den Sinn.
Tut man solches doch, so ist rasch festzustellen, dass die Theorien von Creutz zwar nicht falsch sind, aber auch nicht richtig. Insbesondere ist aber zu vermerken, dass er von einem Geldsystem ausgeht, das es so nicht gibt. Und deshalb auch von den Fakten nicht bestätigt wird. Dass diese Beschäftigung mit diesen Vorstellungen aber einen Ansatz aufzeigen, in welche Richtung eine Geldreform gehen sollte. Creutz setzt also das als derzeitigen Status voraus, was erst zu verwirklichen ist. Die von ihm als ersten Schritt verlangte Umlaufsicherung bekommt erst dann einen Sinn. Denn im heutigen System, in dem die Mehrheit des umlaufenden Geldes die Geschäftsbanken schaffen und auch wieder vernichten können, geht es eben darum, dieses zu unterbinden.
Eine Vorbemerkung
Die Ursache für das Entstehen der sozialen und ökologischen Probleme liegt nach Meinung von Hans Ch. Binswanger[ii] und vielen anderen originär im Geld als wesentliches Element einer auf industrielle Vorfabrikation ausgerichteten Wirtschaft. In dieser Wirtschaft, die auf einer Gesellschaft mit Privateigentum aufbaut, ist Verschuldung im Sinne eines vertragsmäßig zugesicherten Zugriffes auf Ressourcen im fremden Eigentum unumgängliche Voraussetzung für die Produktion.[iii]
Geld hat also inhärent etwas mit Verschuldung zu tun. Es ist der Kredit, der am Anfang steht, und der am Ende, das heißt nach erfolgter Produktion und Verkauf des Erzeugtem, zurückgezahlt werden soll. Wir haben also eine Kreditwirtschaft, wie wir täglich beobachten können. In dieser entstehen so Schulden und Geld, und verschwinden so auch wieder Schulden und Geld. Da Schulden aber mit Geld zu tilgen sind, könne sie aber nur dann verschwinden, wenn sich andere verschulden und damit wieder Geld entsteht.
Diese Meinung soll später auch belegt werden.
Verschuldung setzt nun eine dahingehende Entscheidung voraus, die immer in die Zukunft wirkt. Die Folge ist ein Zusammentreffen der Entscheidungen aus der Vergangenheit und jener für die Zukunft in der Gegenwart. In dieser bemühen sich die Unternehmen zum einen, ihre bereits erzeugten Produkte in einer solchen Stückzahl und mit einem solchen Stückpreis zu verkaufen, der einen möglichst hohen Ertrag sichert, zum anderen aber, die gegenwärtige Produktion mit möglichst geringen Stückkosten und darauf abgestimmter Stückzahl so auszurichten, dass die Gesamtkosten möglichst niedrig bleiben. Da aber die Gesamtkosten ident sind mit dem Gesamteinkommen, gerät die Kreditwirtschaft hier insbesondere bei gesättigten Märkten in ein Dilemma. So versucht jeder Unternehmer, bei sich selbst möglichst zu sparen, in der Erwartung, dass andere das nicht so tun werden oder können. Der zunehmend immer härter werdende Wettbewerb spielt sich in diesem Bereich ab.
Es ist also keine Theorie, sondern tägliche Erfahrung, wenn hier festgehalten wird: Im gesamtvolkswirtschaftlichen Endeffekt wird alles getan, dass die Menschen als Konsumenten möglichst viel Geld ausgeben, aber ebenso alles mögliche versucht, damit die Menschen als Lohnempfänger möglichst wenig Geld kosten.
Dass dabei der Zins als Kostenfaktor mit eine Rolle spielt, wird hier deutlich unterstrichen. Es soll aber auch betont werden, dass die Zinsen und die Gewinne, wie noch gezeigt wird, aus einem Wachstum der Verschuldung heraus finanziert werden – und nicht umgekehrt – und dass mit einem Rückgang dieses Wachstums eben dieser besprochene Wettbewerb immer härter wird.
Damit stehen hier zwei Theorien gegenüber: Die von Creutz und die von Binswanger.
Die Diskussion über das ‚wahre‘ Wesen und die nötigen Reformen unseres Geldsystems hat nun Helmut Creutz mit dem Einbezug von statistischen Materialien, insbesondere den konsolidierten Bilanzen des Bankensystems, angereichert und zu entscheiden versucht. Mit diese Materialien sollen die aufgestellten Theorien auf ihre Übereinstimmung mit der Realität zu überprüfen werden.
Eine entscheidende Erkenntnis ergibt sich dabei schon aus der Betrachtung der Struktur dieser Daten: All das, was wir heute als Geld, also als Zahlungsmittel, nutzen, findet sich innerhalb dieser Bilanzen, entsteht somit innerhalb des Bankensystems, bestehend aus Zentralbank und Geschäftsbanken, als Schuldverhältnis. Deshalb nenne ich dieses Geld “Bankengeld” oder “Inside-Money”. Der Denkansatz von Creutz jedoch geht von der Existenz eines “Outside-Money” aus, eines “Nichtbankengeldes”, das außerhalb des Bankensystems ‚schuldenfrei‘ entsteht und umläuft. Erst dann, wenn es nicht für Käufe genutzt wird, fließt es in das Bankensystem als Ersparnis hinein, und nach einer Kreditgewährung von dort auch wieder heraus. Dabei hinterlässt es in den Bankenbilanzen Guthabenbuchungen einerseits und Schuldenbuchungen andererseits.
. Die Geldmenge in unserem gegenwärtigen System entsteht aus einem Zusammenspiel von Bankensystem und Produktionswirtschaft. Sie wird maßgeblich durch die zukünftigen Erwartungen der Unternehmen gesteuert, nicht aber durch das gegenwärtige Angebot an Gütern und Leistungen und deren Preise bei einem konstanten Preisniveau. Dieses Geldsystem hat dabei maßgeblichen Anteil an der Entwicklung unserer hocharbeitsteiligen Industriewirtschaft. Es mag sein, dass es einen notwendigen Schub in der take-off Phase dieser Wirtschaft hervorbrachte. Jetzt aber wo diese Wirtschaft eher in die Phase eines Gleitfluges übergehen sollte, müsste der Schub zurückgenommen werden, d.h. das Geldsystem dahingehend reformiert werden, dass die für ein konstantes Preisniveau erforderliche Geldmenge nicht allein oder nicht mehr von der Investitionsbereitschaft bzw. den zukünftige Erwartungen der Investoren abhängt.
Diese Unterscheidung in ein Inside-Money und ein Outside-Money sollte nun aber auch eine wichtige Anregung bei der Entwicklung von Vorschlägen zu einer Geldreform sein. Das von Silvio Gesell vorgeschlagene Freigeld ist ein solches Outside-Money
Ersparnis und Kreditpotential bei Creutz
Creutz vertritt seit Jahren unerschütterlich die Meinung, Geschäftsbanken könnten keine Kredite bzw. kein Buchgeld schöpfen, obwohl auch die Bundesbank diese Kreditschöpfungsfähigkeit nicht nur behauptet, sondern auch ausführlich erläutert. So wirft Creutz nicht nur seinen Kontrahenten, sondern auch der Bundesbank ‚Theorieschöpfungen‘[iv][ vor, während er seine Meinung, dass alle Kredite “Überlassungen” [v] von Zentralbankgeld von Sparern zur Grundlagen haben müssen, anhand von “Fakten” in Form von Statistiken eben dieser Bundesbank, nämlich der konsolidierten Bilanzen der deutschen Kreditinstitute glaubt bestätigen zu können. Damit versucht er seine These zu untermauern, die da lautet: “Das Kreditpotential in einer Volkswirtschaft entspricht ... den Einkommensüberschüssen der Wirtschaftsteilnehmer, die sie anderen zur Verfügung stellen .... Das Kreditpotential der Banken ist also identisch mit den bei ihnen gebildeten Guthaben der Wirtschaftsteilnehmer, zuzüglich anderer Formen der Geldhergabe wie Schuldverschreibungen usw.”[vi]
Von diesem Kreditpotential unterscheidet Creutz “die Nachfragemittel” oder “das Nachfragepotential” bestehend aus dem Bargeld und dem Giralgeld, wobei es nach Creutz beim Giralgeld zu Überschneidungen kommt, da es sowohl als Nachfrage- als auch Kreditpotential verwendet wird [vii].
Zu den Zahlen, die Creutz zur Darstellung der Guthaben verwendet, merkt nun Dieter Schad bereits vor Jahren an: “Die Zahlen selbst, die Creutz zur Stützung seiner Theorien heranzieht, sind Auszüge der Gegenüberstellung der Aktiva und Passiva der Kreditinstitute des Berichtsbereiches der Deutschen Bundesbank für das Jahr 1990 ..... Von den Aktiva des Geschäftsvolumen von insgesamt 5.244 Mrd. EURO zieht er eine Gesamtposition von 1.967 Mrd. EURO für Zentralbankgeld und Forderungen (Kredite) an Kreditinstitute ab, von den Passiva ... 1.495 Mrd. EURO für Einlagen und aufgenommene Kredite von Kreditinstitute ab. Der Differenzbetrag von 472 Mrd. EURO, von Banken mehr in den eigenen Branche angelegt, als aus ihren eigenen Reihen bekommen, wird von Creutz so gedeutet, dass das Geld dann letztlich nur von den Wirtschaftsteilnehmern stammen könne, womit per Saldo auch kein Kredit an sie, geschöpft aus dem Nichts, habe herausgehen können.” [viii]
Creutz lässt dabei den Leser vorerst in der Meinung, dass die von ihm wiedergegebene Tabelle genau den Zahlen der Bundesbank entspricht. Erst im hier immer wieder zitierten Beitrag aus 1996 [ix] spricht er von einem “Auszug aus der Bankenbilanz ....” Er verkürzt dabei die Habenseite um einen größeren Betrag als die Passivseite, womit er zwangsläufig zu genannten Differenzbetrag kommt, der seine Theorie bestätigen soll. Nirgends aber findet sich in diesem langen Aufsatz eine Auflistung jener spezifizierten Beträgen, die er von der Bilanzsumme abzieht, und warum er das tut.
Anhand der neuesten Monatsberichte aus dem Jahr 2000 ist nun festzustellen, dass es zwei konsolidierte Bilanzen der monetären Finanzinstitute (MFI) gibt: Eine im Kapitel II des Statistischen Teils des Monatsberichtes “Bankenstatistische Gesamtrechnung in der Europäischen Währungsunion” mit Einschluss der Zentralbanken, und eine im Kapitel IV “Banken” .
Geht man von der konsolidierten Bankenbilanz mit Einschluss der Zentralbank - also der des Gesamten Bankensystems - im Kapitel II aus, in der auch der Bargeldumlauf ausgewiesen ist, so findet sich dort für April 2000 [x]:
Aktiva : 4102,1 Mrd. EURO
Passiva 4102,1 Mrd. EURO
davon Bargeldumlauf 125,9
täglich fällige Guthaben 430,9
Von den Passiva sind nach Creutz‘schen Verständnis der Bargeldumlauf – das Bargeld ist ja “Kaufkraft- bzw. Nachfragepotential” und nicht “Kreditmittel”, zudem ein Kredit der Zentralbank und keine Ersparnis [xi] - , und die täglich fälligen Guthaben abzuziehen - da ja Creutz diese gleichfalls zum “Kaufkraft- bzw. Nachfragepotential” und gerade nicht zum “Kreditpotential” zählt, (wiewohl er das später relativiert, wenn er von “der Doppelfunktion der Sichtguthaben”, spricht, “die heute sowohl als Zahlungsmittel wie als Kreditmittel verwendet werden.) [xii]
Demnach stehen nach Creutz den Krediten in Höhe von 4102,1 Mrd. EURO Ersparnisse in Höhe von 3545,3 Mrd. EURO gegenüber !!
Dagegen findet sich in der Bilanz des Geschäftsbankensystem im Kapitel IV - Ziffern wieder für April 2000 - folgendes:
Aktiva: 5910,4 Mrd. EURO,
abzüglich Kassenbestand 14,2 Mrd.
Kredite an Banken im EURO-Gebiet: 1863,5 Mrd.
zusammen: 4032,7 Mrd.
Passiva: 5910,4 Mrd.
abzüglich Einlagen von Banken im EURO-Gebiet: 1317,4 Mrd.
zusammen 4593,0 Mrd.
In der Tat sind demnach hier die Passiva – oder nach Creutz: die Ersparnisse - in Höhe von 4593,0 Mrd. EURO bedeutend höher als die Aktiva – oder nach Creutz: die Kredite.
Wenngleich nun daraus nicht nachvollziehbar ist, dass im Abzug von den Aktiva neben den Forderungen gegen Banken auch Zentralbankgeld enthalten ist, wie Schad meint, so ist nicht zugeordnet nachvollziehbar, wie die Differenz in den Positionen “Kredite an/ Einlagen von Banken” zustande kommt. Doch kann und muss sich diese Differenz in Beträgen finden, die sich in anderen Passiva-Positionen verstecken, sodass zusammen mit diesen jene Durchgangspositionen in Aktiva und Passiva zu Null saldieren. Wir sollten nicht vergessen, dass wir hier von einer Bilanz, einem Gleich-Gewicht reden.
Das um die “Kredite an Banken” bereinigte Ergebnis der Aktiva stimmt jedoch recht gut mit der Bilanzsumme der Bilanz aus Kapitel II überein: 4102,1 Mrd. bzw. 4032,7 Mrd. EURO überein.
Letztlich ist dieser Zusammenhang aber bedeutungslos, wie noch gezeigt wird. Creutz aber benützt die Differenz zwischen Aktiv- und Passivseite zu einem Schluss, bei dem deutlich erkennbar der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Ein Schluss der in eine black-box hineininterpretiert wird. Die Kritik von Schad an Creutz ist deshalb durchaus zutreffend:
“1.Helmut Creutz argumentiert ... nicht ganz so, wie man es eigentlich von ihm erwarten möchte Er behauptet implizit, mit der Veröffentlichung ihrer Zahlen strafe sich die Bundesbank selbst Lügen, wenn sie sich gleichzeitig verbal zur Kreditgeldschöpfung der Geschäftsbanken bekenne. Eine solche Behauptung von Helmut Creutz ist vor allem solange unzulässig, wie sie nur auf seiner Interpretation der Zahlen beruht, also allein die Behauptung als Beweis für die Richtigkeit ihrer selbst dient, während der richtige Beweis selbst fehlt.
2. Selbst wenn die Interpretation der Zahlen durch Creutz richtig wäre, dürfte er diese Implizitaussage der Bundesbank den Lesern nicht als einzige Aussage der Bundesbank anbieten, die verbalen Explizitaussagen der Bundesbank jedoch unter dem Tisch halten. Er benutzt hier sozusagen die Bundesbank entgegen der eigenen expliziten Aussage. So legt er ihr vorerst allein in den Mund, worüber er sich sogleich entrüstet.”[xiii]
Wiewohl nun aber Creutz diese Kritik von Schad kennt - wie die Literaturliste seines Beitrages zeigt -, geht er nirgends darauf ein, sondern wiederholt unbeeindruckt weiterhin seine “Fakten” in seinen Veröffentlichungen. Unter Vorspiegelung einer exakten Beweisführung wird so der Leser in die Irre geführt.
Die Unterscheidung zwischen Geld und Guthaben
Denn selbst wenn die Passiva höher wären als die Aktiva: Was beweist das?
Creutz meint zu beweisen, “wenn die Bankstatistiken zweifelsfrei ergeben, dass die herausgehenden Kredite nicht über sondern sogar unter den eingehenden Ersparnissen liegen, dann kann - nach den Gesetzen der Logik - mit diesen Kreditgewährungen keine Schöpfung verbunden sein. Würde im übrigen eine Bank Kredite aus dem Nichts schöpfen, zum Beispiel durch einfache Bilanzverlängerungen, könnte die damit geschaffene Kaufkraft die Bank nicht verlassen. Denn alle Übertragungen auf andere Banken werden von diesen nur in Zentralbankgeld akzeptiert, das allein die Zentralbanken schaffen können.” [xiv]
Der letzte Satz zeigt, dass Creutz nur in der Kategorie ‚Bargeld‘ zu decken vermag. Und stellt eine Behauptung - eine Theorie - auf, bei der man nur den Kopf schütteln kann. Wenn sie richtig wäre, müssten die Geldboten zwischen den Banken mit großen Geldkoffern nur so hin und her eilen, die Flugzeuge zwischen New York, Tokio, Frankfurt, London, .... voll sein mit Geldkofferträgern, welche die Beträge, die auf den Finanzmärkten umgesetzt werden, nur so hin- und herbringen, dabei auf dem Weg zum Airport wieder umkehren, weil ja die Buchungen in Bruchteilen von Sekunden alles wieder ganz anders machen.
Aber bleiben wir ernsthaft: Creutz ist so sehr bemüht, den Splitter im Auge der anderen zu entdecken, dass er dabei den Balken im eigenen Auge übersieht. Worauf er sich in seiner Beweisführung hier beruft, sind im Laufe von Jahren akkumulierte Guthaben, also Forderungen auf Geld, nicht aber Ersparnisse in Zentralbankgeld!
Die Bilanzen zeigen nirgends, wie viel Geld insgesamt und in einem Jahr “überlassen” wird. Die Aktiva zeigen vielmehr, dass nur etwa 3,5 Promille des ausgewiesenen Bankenvermögens in Zentralbankgeld bestehen. Daraus ist bestenfalls ermittelbar, wie oft dieses Zentralbankgeld hätte verliehen werden müssen, damit diese Guthabensumme sich ergibt. Allein die täglich fälligen Einlagen in Höhe von 430,9 Mrd. EURO wären durch den Bargeldumlauf von rd. 125,9 Mrd. EURO nur zu rd. 30 Prozent gedeckt. Körperlich vorhanden sind überhaupt nur 14,2 Mrd. EURO, mit denen alle Giralgeld-Überweisungen ‚außer Haus‘ erfolgen müssten. Interessant, dass Creutz dies alles sieht[xv] – aber dennoch keine Schlüsse daraus zieht!
Dabei müsste Creutz an Hand der Fakten erkennen, dass alles, was in den Bilanzen auf der Passivseite ausgewiesen wird, Guthaben der Bankkunden sind – und seine Trennung in Geld und Guthaben ins Leere läuft. Es geht also nicht um unterschiedliche Auffassungen, was denn nun Geld ist, und was ein Guthaben, weil alles Guthaben der Nichtbanken - ergo Verbindlichkeiten der Banken - sind. Nicht nur das Giralgeld findet sich in der Bankenbilanz als eine Verbindlichkeit einer Geschäftsbank, sondern auch das Zentralbankgeld. Eine Forderung letztlich gegen die Zentralbank, wie aus deren Bilanz ersichtlich ist. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Übertragung des Anspruchs nicht durch Umbuchung von einem Konto auf ein anderes erfolgt, sondern durch anonyme persönliche Übergabe des Anspruchdokumentes in Form von Bargeld [xvi].
Eberhard Knöller schreibt deshalb in einem Brief an Creutz: “Mit dem Auseinanderhaltung von Geld und Guthaben ( – oder Nachfrage- und Kreditmittel – E.D.) haben Sie sich einen gewaltigen Stolperstein in den Weg gelegt, wenn Sie nur Bargeld als Geld bezeichnen, nicht aber jede Form von Zahlungsmittel. ....Jedes Guthaben, das übertragbar ist, ist Zahlungsmittel, ist Geld!. Ihr Festhalten am Auseinanderhalten von Geld und Guthaben .....hat für mich zu den in der Freiwirtschaft erörterten Problemen noch nie etwas wirklich Konstruktives beigetragen. [xvii]
Wenn aber alles Geld die Form von Guthaben hat, dann wird auch die Kritik an der Definition von Geld hinfällig: “Die Definition von Geld ist möglich a) als Menge des Zentralbankgeldes (Bargeld und Zentralbankguthaben=Geldbasis) oder b) die Menge der Zahlungsmittel (Bargeld und Sichtguthaben/Giralgeld = Geldmenge M1). Da aber Sichtguthaben - wie das Wort schon sagt - Ansprüche auf Geld darstellen und nur anstelle von Geld als Zahlungsmittel benutzt werden, ist die zweite Definition ziemlich fragwürdig.” [xviii] Faktum ist jedoch, dass Zahlungen immer mehr in Giralgeld und immer weniger in Bargeld erfolgen, unabhängig davon, ob eine Definition fragwürdig ist oder nicht.
Über diesen Stolperstein fällt Creutz besonders dort, wo er seine Beweisführung auf der Bankenbilanz aufbauen will und dabei nach den Ersparnissen sucht. Dort werden Bargeldumlauf, Buchgeld und alle anderen Verbindlichkeiten als Guthaben der Bankenkunden zusammengezählt. Wohl können Guthaben auch Ersparnisse sein, doch sind sie bereits Guthaben - Forderungen auf Geld von Nichtbanken - , denen auf der anderen Seite Verbindlichkeiten von Nichtbanken aus bereits gegebenen Krediten - also Schulden – gegenüberstehen.
Das ist zwar alles Geldvermögen[xix], aber sind dies nicht mehr Ersparnisse in Geld, die in Form eines Kreditpotentials erst noch weiter zu verleihen sind – und nach Creutz allein weiter verliehen werden können: “Geschäftsbanken können nur in Höhe ihrer Überschussreserven Geld bzw. Kredite schaffen, also in Höhe jener überschüssigen Zentralbankgeldguthaben, die jederzeit gegen Bargeld umtauschbar sind. Darüber hinaus können sie Kredite nur vermehren, wenn sie sich (1) neues Zentralbankgeld von der Bundesbank beschaffen oder (2) wenn das geschöpfte Geld im eigenen Haus verbleibt und nicht abgehoben wird. Das aber heißt, die Geldschöpfung ist nur solange möglich, wie die geschöpfte Kaufkraft die Bank nicht verlässt.
Verlässt das geschöpfte Geld die Bank durch Abhebung, wird in gleicher Höhe zusätzliches Bargeld benötigt. Verlässt es die Bank durch Überweisung an eine andere Bank, muss die überweisende Bank in Höhe ihrer Schöpfung ihre Zentralbankgeldguthaben ausweiten. Für eine vervielfachte oder gar multiple Schöpfung ist innerhalb dieses Rahmens also gar kein Raum.” [xx]
Creutz deklariert die bereinigte‘ Passivseite der Bankenbilanz pauschal als Ersparnisse in Bargeld – denn “verleihen kann man nur das, was man hat” - und damit zur Grundlage von Krediten, zum Kreditpotential. Hier aber hat man kein Bargeld, sondern nur Guthaben. Doch können diese weiterverliehen, kann damit gezahlt werden?
Creutz auf der Suche nach “Outside-Money”
Allmählich erkennt Creutz nun doch seine eigenen Widersprüche. “Da alle Bilanzen jedoch immer nur den Status in einem bestimmten Zeitpunkt wiedergeben, bzw. ... eine Bestandsgrößenrechnung sind, kann man aus ihnen auch nicht die Zweistufigkeit der Vorgänge entnehmen, die sich aus dem ersten Schritt Ersparnis und dem zweiten Schritt der leihweisen Weitergabe ergeben.”[xxi]
Damit gesteht Creutz nun insgeheim ein, dass er keine Fakten hat, aus denen seine Einsichten direkt und ohne jede Theorie deutlich erkennbar werden. Womit sich auch die These von der Zweistufigkeit der Vorgänge als Theorieschöpfung entpuppt. Aus den vorliegenden Fakten, den Bilanzen wird aber deutlich, dass es diese Zweistufigkeit nicht gibt. Denn bei einer Zweistufigkeit müsste sich doch in den jeweils zum Monatsletzten erstellten Bilanzen irgendwann einmal ein namhafter Bargeldbetrag auf der Aktivseite finden. Die Barreserve bewegt sich jedoch all die Jahre zwischen 1990 und 2000 bei 12 bis 15 Mrd. EURO, während der Bargeldumlauf bei 130 Mrd. EURO liegt.
Da also Creutz die von ihm so heftig reklamierten Fakten nicht vorlegen kann, zieht er sich nun wieder auf Worte zurück und meint: “Umso deutlicher geht dieses logische Nacheinander aus der Definition der EZB für die Tätigkeit der MFI's hervor, nämlich "Einlagen und andere rückzahlbare Gelder des Publikums entgegenzunehmen und Kredite für eigene Rechnung zu gewähren". [xxii]
Hier sei nun an die bereits wiedergegebene Kritik von Dieter Schad erinnert, in der er sagt: “ Selbst wenn die Interpretation der Zahlen durch Creutz richtig wäre, dürfte er diese Implizitaussage der Bundesbank den Lesern nicht als einzige Aussage der Bundesbank anbieten, die verbalen Explizitaussagen der Bundesbank jedoch unter dem Tisch halten.” Nun benutzt er hier die Bundesbank entgegen der eigenen expliziten Aussage, durch die vorliegenden Zahlen strafe sie ihre verbalen Aussagen Lügen. So legt er ihr nun wieder in den Mund, worüber er sich vorher entrüstet.
Tatsächlich hat sich Creutz mit den von ihm in den Diskurs gebrachten Fakten kaum beschäftigt. Die Aussage “Dabei kommt es immer dann zu einer Vermehrung der Einlagen und damit der Kreditgewährungen, wenn die Einzahlungen der Kunden die laufenden Abhebungen übersteigen. Bei Tilgungen und Zinszahlungen ist die Reihenfolge umgekehrt” zeigt dies deutlich. Sie hat nicht Fakten, sondern eine Theorie als Hintergrund.
Geld ist nach Creutz nur das Zentralbankgeld. Und dieses Zentralbankgeld oder Bargeld wird – so die Theorieschöpfung - von der unabhängigen Zentralbank als Tauschmittel mit eigenem inneren Wert im ausreichenden Maß zu Verfügung gestellt. Wie genau, auf welche Art, wo das dokumentiert wird, darüber sagt er nichts.
Dieses Geld besitzt nun seinen eigenen inneren Wert als öffentliche Institution und bekommt diesen nicht durch einen bereits vorausgehenden Vorgang, nämlich den der Verschuldung, wie wir noch zeigen werden. Denn erst wenn Geld da ist, lässt sich mit diesem dann ein Vorgang tätigen. Nur so ist der Vorwurf von Creutz zu verstehen, demzufolge ich “ anscheinend die Vorgänge, bei denen diese Unterfütterung erforderlich ist, mit den Beständen, die durch die Vorgänge entstehen.” [xxiii] verwechsle.
So verstandenes Geld ist also genuin ein “freies” Geld, das vorerst außerhalb des Systems der Geschäftsbanken als “Outside-Money” entsteht, als Tauschmittel umläuft und erst später in einer zweiten Stufe als Ersparnis oder Gelderübrigung den Geschäftsbanken zur Vergabe von Krediten zur Verfügung gestellt wird. Erst in dieser zweiten Stufe wird dieses Outside-Money vom Bankensystem gesammelt und dabei dem Sparer eine Bestätigung über das verliehene Geld in Form eines Guthabens gegeben, während in weiterer Folge der Borger des Geldes, also der Kreditnehmer, einen Schuldrevers unterschreibt.
Der Kreditnehmer selbst verlässt mit dem geliehenen Bargeld wieder das System der Geschäftsbanken, um damit einzukaufen. Im System aber bleiben Guthaben und Schulden zurück, die dort dokumentiert werden. Damit sind nun drei “Dokumente” vorhanden: Das Geld, die Guthaben (Geldforderung) und die Schulden (Geldverbindlichkeit).
Das Geld selbst zirkuliert weiter und gelangt irgendwann wieder zu einem Verkäufer, der dieses nun nicht braucht und damit wieder als “Sparer” ins System der Geschäftsbanken hineingeht. Wieder werden Reverse über neu gebildete Guthaben und Schulden ausgestellt und diese zu den bestehenden zugerechnet, womit die Summen der Guthaben und Schulden zu wachsen beginnen.
Dies aber setzt voraus, dass die Bundesbank eine vom übrigen Bankensystem vollkommen losgetrennte Institution ist, so dass das von der Bundesbank emittierte Bargeld von außen her in das Bankensystem hineinkommt.
Auf diese Art begründet Creutz seine Theorie der Akkumulation von Guthaben und Schulden, die sich daraus ergibt, dass eben für den Einkauf nicht benötigtes Geld von dessen Besitzer über das Bankensystem weiterverliehen wird. Damit kann Creutz nun auf “den Tatbestand” verweisen, “dass die Guthaben und Schuldenbestände bei den Banken (nur) durch Zubuchungen wachsen können, konkret: in dem Umfang wie das Publikum mehr Einzahlungen als Abhebungen vornimmt, und wie auf der anderen Seite, auf der die Einzahlungsüberschüsse als Kredit vergeben werden, die Tilgungen gegenüber den Kreditzuteilungen zurückbleiben.”
Zwingende Voraussetzung für diese Theorie ist aber, dass dieses Geld zuerst “frei”, d.h. nicht bereits über einen Vorgang der Kreditierung in den Umlauf kommt.
Die Fakten zeigen nur “Inside-Money”
Dieses Outside-Money allerdings, das nun in einem genau abgezählten Ausmaß zur Verfügung gestellt wird, müsste auch irgendwo in einer Dokumentation zu finden sein. Schauen wir uns nun aber die Fakten an, auf die Creutz immer wieder verweist, dann sind dies Bilanzen – und nur Bilanzen, also Dokumentationen von Beständen in Form der doppelten Buchhaltung, die sich aus Vorgängen ergeben: Die Bilanz der Bundesbank und die konsolidierten Bilanzen der monetären Finanzinstitute (MFI) Deutschlands.
Diese Bilanz der Bundesbank weist für April 2000 aus (Monatsberichte III, Konsolidierter Ausweis des EUROsystems) :
Aktiva insgesamt 249,7 Mrd. EURO,
davon Gold u. Goldforderungen 32,3
Forderungen in Fremdwährung
an Ansässige außerhalb des EURO–Gebietes 64,4*
Forderungen in EURO an
Ansässige außerhalb des EURO–Gebietes 12,7
Forderungen in EURO an den Finanzsektor
im EURO-Gebiet 107,1*
Forderungen in EURO
an öffentliche Haushalte 4,4* *in Summe 175,9
Sonstige Aktiva 28,8
Passiva insgesamt 249,7 Mrd. EURO
davon Banknotenumlauf 132,4*
Verbindlichkeiten in EURO gegenüber dem
Finanzsektor im EURO-Gebiet, insbes.
Einlagen auf Girokonten einschl.
Mindestreserven 33,2* *in Summe 165,6
Verbindlichkeiten in EURO gegenüber
sonstigen Ansässigen im EURO-Gebiet 0,5
Verbindlichkeiten in EURO gegenüber
sonstigen Ansässigen außerh. EURO-Gebiet 29,7
Ausgleichsposten für vom IWF zugeteilte
Sonderziehungsrechte 1,7
Sonstige Passiva 9,1
Ausgleichsposten aus Neubewertung 38,0
Kapital und Rücklagen 5,1
Konsolidierte Bilanz der MFIs einschließlich Bundesbank für Dezember 1999 aus (Monatsberichte II, 2. Konsolidierte Bilanz der MFI):
Aktiva insgesamt 4102,1 Mrd. EURO
davon Kredite an Nichtbanken insgesamt 3233,8
Aktiva gegenüber Nicht-EURO Gebiet 674,2
sonstige Aktivposten 204,1
Passiva insgesamt 4102,1 Mrd. EURO
davon Bargeldumlauf (ohne Kassenbestände) 125,9
Einlagen von Nichtbanken im EURO Gebiet 2004,8
davon täglich fällig (Unternehmen,
Privatpersonen und öffentl. Haushalte 443,7
Mit Laufzeit bis 1 Jahr (Unternehmen,
Privatpersonen, öffentliche Haushalte) 232,2
mit vereinbarter Kündigungsfrist bis
3 Monate (Unternehmen, Privat-
Personen und öffentliche Haushalte) 486,3
in Summe 1162,2
Repogeschäfte 2,7
Geldmarktfondsanteile 70,7
Begebbare Schuldverschreibungen,
Laufzeit fast zur Gänze mehr als 2 Jahre 768,2
Verbindlichkeiten gegenüber dem
Nicht-Euro Gebiet 597,2
Kapital und Rücklagen 286,0
Überschuss der Inter-MFI-Verbindlichkeiten - 47,7
Sonstige Passiva 294,8
Was zeigt nun diese Bilanzen, die Bilanz der Bundesbank und die des gesamten Bankensystem einschließlich Bundesbank?
Es liegt so einfach vor uns, dass die Gefahr besteht, es zu übersehen. Sie zeigen
1. 1. dass die Bundesbank und die Geschäftsbanken ein in sich geschlossenes System bilden, dass also die Bundesbank nicht eine Institution außerhalb des Bankensystems ist;
2. 2. dass das ganze umlaufende Bargeld von allem Anfang an eine Verbindlichkeit ist. Der in der Bilanz der Bundesbank ausgewiesene Betrag in Höhe von 132, 4 Mrd. EURO findet sich mit 125,9 Mrd. EURO in nahezu gleicher Höhe in der Bilanz des Gesamtsystems wieder.
Das aber heißt: Bargeld gelangt nur über einen Buchungsvorgang in einer der Bilanzen aus dem Bankensystem hinaus. Das Bargeld in jedweder Geldbörse stellt also eine Verbindlichkeit des Bankensystems dar
Wenn das umlaufende Bargeld nun aber eine Verbindlichkeit des Bankensystems darstellt, führt eine Einzahlung von Bargeld in das Bankensystem durch Bankenkunden nicht zu einer Bilanzverlängerung, sondern zu einer Bilanzverkürzung. Sowohl Verbindlichkeiten als auch die Forderungen des Bankensystems gegen die Nichtbanken werden damit reduziert. Erst durch die der Einzahlung folgende Wiederauszahlung über einen Kredit kann diese Verkürzung und damit Geldvernichtung vermeiden. Sie bewirkt eine Bestandsbewahrung, nicht aber eine Bestandsmehrung.
Die Einzahlung von Bargeld führt also nicht zu der von Creutz herausgestellten Ansammlung von Bargeld, das dann in einem zweiten Schritt wieder verliehen wird – und damit Guthaben und Schulden weiter akkumulieren. Diese Vorstellung ist, wie gesagt, einem Geldsystem geschuldet, in dem es das “freie” Geld, das Outside-Money, gibt, das von irgendwoher immer kommen kann, nicht aber aus dem Bankensystem selbst.
Sind das alles “Einkommenserübrigungen”?
Erinnert wird hier aber nochmals daran, dass der Ausdruck ‚Ersparnis‘ für die gesamte Passivseite der Bilanz unzutreffend ist und zu irreführenden ideologischen Schlussfolgerungen führt. Nur ein Teil davon ist Ersparnis, aber auch nicht im Sinn der Zweistufigkeit, wie sie Creutz sieht. Es ist lediglich der Transfer von Verbindlichkeiten der Bank von täglich fälligen Guthaben zu längerfristig gebundenen Einlagen, die dann längerfristig laufenden Krediten gegenüberstehen. In folgende Buchungsmustern soll das gezeigt werden.
Bereits bei der Geldschaffung entsteht bei Inside-Money eine Eintragung in der Bankenbilanz. Nehmen wir an, der Staat verkauft verzinsliche Staatsanleihen in Höhe von 5000 an eine Geschäftsbank und nimmt weiters einen Kredit gleichfalls in Höhe von 5000 auf. Folgende Bank-Buchung wird durchgeführt:
Bilanz der Bank:
Buchung Haben Soll
Anleihen 5000
Kredit 5000
Einlage von Staat 10000
Abschluss 10000 10000
Auf beiden Seiten der Bilanz stehen 10000. Doch sind die 10000 auf der Passivseite Ersparnisse des Staates?
Die Bank verkauft Anleihen um 2000 an die Zentralbank; der Staat zahlt 10000 an Firma A:
Anleihen 3000
Barreserve 2000
Kredit 5000
Einnahme von Firma A 10000
Abschluss 10000 10000
Die Forderungen der Bank (Schulden des Staates) bleiben beim Staat, während die Verbindlichkeiten der Bank an Firma A transferiert werde. Aber sind die 10000 nun Ersparnisse der Firma A?
Nehmen wir an, sie zahlt davon 9000 als Gehälter ihrer Mitarbeiter. 1000 hält sie selbst als Abschreibung bzw. Rücklage für zukünftige Ersatzinvestitionen.
Anleihen 3000
Barreserve 2000
Kredit 5000
Einnahme von A 1000
Gehälter der Mitarbeiter 9000
Abschluss 10000 10000
Sind nun die 9000 Ersparnisse der Mitarbeiter?
Firma A kauft nun von der Bank Anleihen um 1000. Und die Mitarbeiter legen 1000 auf Sparbücher. Der Staat schuldet der Bank nun 9000, die Bank aber gleichzeitig den Mitarbeitern 1000, während der Staat der Firma A noch 1000 schuldet, sich dieses aber nicht mehr in der Bankbilanz findet.
Anleihen 2000
Barreserve 2000
Kredit 5000
Ersparnis der Mitarbeiter 1000
Gehälter der Mitarbeiter 8000
Abschluss 9000 9000
Die Gesamtgeldmenge hat sich durch den Verkauf von Anleihen in Höhe von 1000 auf 9000 reduziert, wobei 1000 davon als Ersparnis längerfristig veranlagt sind, so dass M1 eine Höhe von 8000 hat.
Damit ist hier erstmals eine Ersparnis gegeben.
Mit diesen Musterbuchungen soll allerdings nur gesagt sein, dass mit der Auslegung der Zahlen der Bankenbilanzen zurückhaltend umgegangen werden soll. Falsch ist, dass aus der Passivseite so einfach die Gelderübrigungen herausgelesen werden können. Nicht alles ist Ersparnis, ebenso wenig wie sich alle Ersparnis in den Bankenbilanzen findet.
Das fehlende Geld für die Zinsen
Damit widerlegt wird nun auch die Behauptung von Creutz, dass das Wachstum der konsolidierten Bankenbilanz, die Creutz den Zinszahlungen zuschreibt, “in dem Umfang” zustande kommt “wie das Publikum mehr Einzahlungen als Abhebungen vornimmt”. Solange außerhalb der in den Bilanzen erfassten Geldmenge kein Geld nachgewiesen werden kann, solange kann auch nur soviel Geld eingezahlt werden, wie behoben wurde. In unserem System gibt es nur Inside-Money
Damit sind wir bei der Frage, mit welchem Geld die Zinsen bezahlt werden? Zinszahlungen, die nach Creutz zum Wachstum des Geldvermögens führen, ein Wachstum, wie es auch die Schlusssummen der konsolidierten Bankenbilanzen und ihr zeitlicher Vergleich zeigen. So wächst die Schlusssumme der konsolidierten Bilanz der Geschäftsbanken von 5.412 Mrd. DM Ende 1990 auf 11.162 DM Ende 1999 oder von durchschnittlich 8,4 Prozent pro Jahr [xxiv]
WasserfallM. C. Escher
Titel
Wasserfall
Jahr
1961
Größe
28.0 x 28.0
Technik
Lithographie
Farbe
schwarz/weiß
Motiv
Haus mit unmöglichem Wasserfall
Bemerkungen
Der Wasserfall ist EschersWeiterentwicklung des Tribars. An der Spitze der Säulen finden sich einDrillingsoktaeder und einDrillingshexaeder.
Wiewohl also Creutz dies selbst so darlegt, erkennt er nicht, dass er an anderer Stelle das Gegenteil behauptet. Dort widerspricht er nämlich meiner These, dass zur Zahlung der Zinsen zusätzliches Geld erforderlich ist, das nur durch Geld- und Kreditschöpfungen zustande kommen kann [xxv]
Creutz dazu: “Diese Hypothese wird damit begründet, dass ein Kreditnehmer zusätzlich zur Tilgung auch Zinsen zahlen muss, die er jedoch mit dem Kredit nicht erhalten hat. Deswegen müsse dieses Geld für die Zinsen in der Wirtschaft fehlen, was eine entsprechende Vermehrung des Geldes bzw. der Kredite erforderlich mache.
Dieser zuerst verblüffende Denkansatz verliert allerdings schnell an Gewicht, wenn man für Zinsen einmal Steuern, Versicherungsbeiträge, Löhne oder andere Größen einsetzt, die ebenfalls laufend - wie die Zinsen - von den Unternehmen gezahlt werden müssen. Man stellt dann fest, dass die für diese Zahlungen jeweils notwendigen Geldbeträge tatsächlich irgendwo fehlen, nämlich in den Taschen der Zahler, dafür aber in anderen Taschen gelandet sind. Das heißt, auch für die Zinszahlungen benötigt man kein zusätzliches Geld, sondern das Geld wandert immer nur von einer Tasche in die andere. Das gilt nicht nur für die Kreditgewährungen oder Tilgungen, sondern auch für die damit verbundenen Zinsen. Gerade weil die Kreditzinsen nicht aus zusätzlich geschöpftem Geld stammen, sondern überwiegend über die Preise an die Endverbraucher weitergegeben werden und damit immer einen Geldfluss von der Arbeit zum Besitz darstellen, sind sie ein so ernsthaftes Problem.”
Diese Antwort ist mehrfach verblüffend.
1. 1. Kein Kreditnehmer finanziert neben den Löhnen, Steuern, Versicherungsbeiträgen .... auch noch die Zinsen vor, die er hintnach zu zahlen hat, und erhöht damit die zu verzinsende Schuldensumme.
2. 2. Durch Umverteilung von der Arbeit zum Besitz, also durch Umbuchung von einem Konto auf ein anderes, kann die Schlusssumme der Bilanz nicht erhöht werden.. Denn soviel auch zwischen den einzelnen Konten hin- und hergebucht wird, Bargeld auf Girokonten eingezahlt oder von dort ausbezahlt, von der einen zur anderen Fristigkeit umgebucht wird, die Summe muss immer gleich bleiben. Und da es eine Momentaufnahme ist, spielt die Umlaufgeschwindigkeit keine Rolle.
Es können auf der rechten Seite der Bilanz auf bestimmten Konten wohl Zinserträge zugebucht werden, die aber dann von anderen Konten abgebucht werden müssen. Die Summe der rechten Seite bleibt dabei gleich groß. Und müssen diese Zinserträge dann auch nicht veranlagt werden, da sie schon veranlagt sind, die Forderung auf der linken Seite schon vorhanden ist.
Ein Wachstum der Gesamtbilanz ist damit ausgeschlossen. Creutz selbst erkennt, “dass das Geld nur von einer Tasche in die andere wandert”, doch er zieht keine Schlüsse daraus!
Creutz konnte obige Erwiderung unter dem von ihm selbst dargelegten Wachstum des Geldvermögens nicht aufrecht erhalten. So sucht er nun das Wachstum der konsolidierten Bankenbilanz “in dem Umfang” zustande kommt “wie das Publikum mehr Einzahlungen als Abhebungen vornimmt”.
Nun wissen wir, dass Zinsen gutgeschrieben werden, dass sie vorerst ‚nur‘ eine Forderung gegen die Bank sind, die eventuell in Bargeld ausgezahlt werden kann, dass sich aber Geld - so wie es Creutz versteht, das Bargeld - nicht selbst durch einen Automatismus[xxvi][26] vermehrt. Was sich vermehrt – oder wächst, ist die Schlusssumme der Bilanz. Da nun aber die rechte Seite der Bilanz nur mit der linken wachsen kann, verlangt eine Zinsgutschrift auf der rechten Seite gleichschrittig eine in Summe gleichgroße Verbuchung auf der linken, auf der Aktivseite, die vornehmlich aus Forderungen besteht, die mehrheitlich unter der Position ‚Kredite‘ verbucht werden.[xxvii] Die Summe der Verbindlichkeiten kann also nur wachsen, wenn auch die Summe der Forderungen, die Summe der Kredite, wächst.
Man könnte allerdings meinen, dass die Banken den Kreditnehmern auf der Aktivseite nur ihre Sollzinsen zubuchen müssen, um auf der Passivseite bei den Verbindlichkeiten die dort anfallenden Habenzinsen decken zu können. Aber auch wenn das so geht, dann ist zu bedenken, dass hier Geld – oder Guthaben - durch einen einfachen Buchungsvorgang entsteht. Und da das Vermögen nicht in Bargeld besteht, kann es auch nicht in Bargeld transferiert werden kann. Eventuell kann Bargeld noch als Transportmittel von einem Konto zum anderen verwendet werden, aber das Konto selbst erfährt nur eine Gut- oder Lastschrift.
Zur Kredit- und Geldschöpfung des Bankensystems
Diese obige Annahme aber wäre zudem ein Rückfall in die dichotome Denkweise, in der das Geld sektoral allein für sich betrachtet wird, mit einer fixen Rollenzuteilung ad infinitum: Hier die Gläubiger, dort die Schuldner. Aber wer würde sich dabei schon in die Rolle des Schuldners begeben? Zu untersuchen ist deshalb das Zusammenwirken von realem und monetärem Sektor. Schuldner wird man ja nicht von ungefähr. Jedes Unternehmen hat ja seine Produktion vorzufinanzieren. Diese damit verbundene Verschuldung samt Zinsen aber will und muss es durch den Verkauf seiner Produkte wieder los werden und darüber hinaus noch einen Mehrertrag in Form des Gewinnes kassieren. Und grosso modo wird es die Schulden auch wieder losZu bedenken ist deshalb, dass dieser Statusreport nur die Summe der Schulden bzw. Guthaben zeigt, und im (nicht abgebildeten) Detail, wer in der Momentaufnahme gerade Schuldner und Gläubiger ist. Sie zeigt aber nicht, dass diese Schuldner und Gläubiger in einem ständigen Staffellauf Schulden bzw. Guthaben gewissermaßen weiterreichen. Schulden, d.h. Forderungen der Bank samt den anfallenden Zinsen werden durch einen Unternehmer bzw. Kreditnehmer A abgetragen bzw. getilgt. Dies erfolgt durch Gegenrechnung der Einnahmen aus dem Verkauf der Produkte des A, womit gleichzeitig aber auch diese Verbindlichkeiten der Bank gegenüber A abgetragen werden. Diese Verbindlichkeiten sind ursprünglich aus einer Kreditaufnahme eines anderen Unternehmers B zu einem späteren Zeitpunkt als die des A entstanden, der etwa damit seine Mitarbeiter bezahlt. Deren Einkommen stellen sich auf ihren Gehaltskonten als Forderungen gegen die bzw. Verbindlichkeiten der Bank dar. Diese Verbindlichkeiten bleiben auch bei den Konsumausgaben der Mitarbeiter bestehen, nur die Forderungen stehen nun auf andern Konten. Immer dann aber, wenn diese Forderungen den Unternehmer A erreichen, kann die Bank ihre Verbindlichkeiten gegen ihre Forderung gegenverrechnen, Forderungen gegen Verbindlichkeiten auflösen. Damit aber wird Geld ‚vernichtet‘. [xxviii]
Damit aber fällt auf beiden Seiten der Bilanz ein Betrag in Höhe des zu tilgenden Kredites samt der anfallenden Zinsen weg, wenn nicht wieder ein entsprechend hoher Betrag aus einem neugeschöpften Kredit dazu kommt. Das aber heißt, die alten Kredite von neuen, höheren Krediten ersetzt werden müssen, damit auch die Zinsen bedient werden können.
In Summe müssen also die neugeschöpften Kredite zumindest die alten samt anfallenden Zinsen ersetzen. Dies geht allerdings nicht aus der Bilanz hervor, da ja diese als Momentaufnahme dynamische Prozesse nicht darstellen kann. Das Wie des Wachstums des Geldvermögens, wie es sich jedoch aus dem Perioden-Vergleich der konsolidierten Bankenbilanz ergibt, ist mit der Theorie unseres dynamischen Geldsystems als eine ständige Aufeinanderfolge von Geldschöpfung und Geldvernichtung - wobei die Geldschöpfung immer wieder höher sein muss als die Geldvernichtung, um die Zinsen bezahlen zu können - konsistent erklärbar.
Auf jeden Fall aber wird durch die Bankenbilanz die Aussage, dass zur Bezahlung der Zinsen zusätzliche Kredite erforderlich sind, bestätigt. Das ist Faktum. Die obige Erklärung versucht lediglich das ‚Wie‘ zu beschreiben.
Outside-Money
Nach dem bisher Gesagtem darf sich die Frage, ob das Bankensystem Kredit- und Geldschöpfung betrieben kann, gar nicht mehr stellen. Denn diese ist im heutigen System die Voraussetzung, dass überhaupt Geld in all seinen Formen vorhanden ist.
Wenn wir uns nochmals die Bilanz der Bundesbank ansehen, dann stehen dort neben dem Banknotenumlauf die verschiedensten Verbindlichkeiten, insbesondere Einlagen auf Girokonten. Ihnen gemeinsam ist nicht die äußere Erscheinungsform, sondern die innere Wesenheit, die darin besteht, dass auch der in Umlauf gebrachte Geldschein eine Verbindlichkeit der Bundesbank ist – und damit für dessen Besitzer eine Forderung gegen diese. Er ist also auch nur ein Forderungsdokument so wie der Bankauszug, der gleichfalls eine genau bezifferte Verbindlichkeit dokumentiert. Dagegen ist der in der Bundesbank liegende Geldschein solange nur eine “streng verrechenbaren Drucksorte” [xxix], solange nicht jemand einen Zentralbankkredit aufnimmt, der in Zentralbankgeld ausgezahlt wird. Wird dieser Kredit dann getilgt, verwandelt sich der Geldschein wieder zu einer Drucksorte. Salopp ausgedrückt: Geld entsteht auch hier durch Verschuldung – und wird durch Entschuldung wieder vernichtet.
Genau auf diese Weise entsteht auch Buchgeld. Alles Geld ist eine Forderung au der einen Seite, auf der anderen eine Verbindlichkeit. Geld entsteht als Forderung durch Eingehen einer Verbindlichkeit als Inside-Money. Solange es kein Outside-Money gibt, kann das nur so sein.
Wobei folgendes zu bedenken ist: Zahlt jemand Bargeld auf ein Konto ein, so wird dieses in Höhe des eingezahlten Betrages vernichtet und durch eine andere Forderung, die neu geschaffen wird, ersetzt Die gilt auch für Buchgeld und andere Geldforderungen. Immer wird dabei in der jeweiligen Geldform ein Betrag in Höhe der Forderung vernichtet und durch eine Forderung in einer anderen Geldart mit einer geringeren oder höheren Liquiditätsrate ersetzt. Die Schlusssumme der Bilanz aber ändert sich dabei nicht, da es sich bei den Vorgängen nur um Umbuchungen handelt.
Der in diesem Zusammenhang von Gerhard Margreiter vertretenen Meinung einer Geldhortung bei langfristigen Veranlagungen schließe ich mich jedoch nicht an. Unter Horten wird das körperliche Halten von Outside-Money in Form von Bargeld verstanden, nicht aber die Verwandlung von solchem Bargeld in ein längerfristige Veranlagungen. Die Reservebildung jedes Wirtschaftssubjektes wird immer auch in Form von längerfristig gebundenen Geldverbindlichkeiten erfolgen, so wie es ja auf der Aktivseite auch längerfristig rückzahlbare Geldforderungen bestehen. Das Problem entsteht dabei bei Inside-Money durch Vernichtung von täglich fälligen Guthaben in Form von Buchgeld und auch Bargeld.
Da nun aber Outside-Money von einer außerhalb des Bankensystems angesiedelten Institution emittiert wird, ist die Vernichtung dieses Geldes durch das Bankensystem nicht mehr möglich. Als Anspruch auf das heute vorhandene Sozialprodukt ist es weiterhin existent. Und ist deshalb auch Vorsorge zu treffen, dass dieser, zu einer bestimmten Zeit bestehende Anspruch auch wahrgenommen wird. Die Anspruchsberechtigung von Outside-Money demgemäss darauf auszurichten ist.
Dabei sollte es möglich sein, dass diese nun wirklich in Geld ausgedrückte Ersparnis in Form eines realen Nichtverbrauches nicht nur über einen Kredit für gewinnabwerfende Investition weitergegeben wird, bzw. über den Verbrauch der nun im Investitionsbereich Beschäftigten; oder als Konsumentenkredit. Die Ersparnis sollte auch in Form eines Generationenvertrages übertragen werden. Dazu aber ist dieses Outside-Money einem künstlich erzeugten Verderb in Form einer Abgabe zu unterwerfen, wie sie Silvio Gesell vorgeschlagen hat.
Wir sehen hier nun bereits, dass all das, was von den freiwirtschaftlichen Geldreformern vorgeschlagen wird, jetzt erst seinen Sinn erhält. Auch die von Creutz geforderte Unterscheidung zwischen Geld und Guthaben. Geld ist allein Outside-Money in Form von Bargeld und auch in Form von täglich fälligen Forderungen auf Outside-Money. Den Verbindlichkeiten der Banken dürfen dabei nur mehr Einlagen in Outside-Money gegenüberstehen.
Anmerkungen
[i] Helmut Creutz, das Geldsyndrom, Ullstein, 1994
[ii] Hans Ch. Binswanger, Geld & Natur, Weitbrecht, 1991
[iii] Näheres dazu: Ernst Dorfner, Der Zins in der modernen Geldwirtschaft, in Binswanger/Flotow, Geld & Wachstum, Weitbrecht, 1994, auch unter www.dieterb.de/newmony abrufbar, ebenso: Vom Warenmarkt zum Finanzmarkt
[iv] Helmut Creutz, Theorien oder Fakten, - was führt uns weiter? evolution, 10/94
[v] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S. 40 ff
[vi] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S. 418
[vii] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S. 417
[viii] Dieter Schad, Zur Kreditschöpfung der Geschäftsbanken, evolution 5/95
[ix] Helmut Creutz, Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken, Theorie oder Wirklichkeit, ZfS 108/96, (op.cit.) S. 27
[x] Bundesbank, Bankenstatistische Übersicht, Konsolidierte Bilanz der MFIs, für April 2000:, S
[xi] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S. 36ff
[xii] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S.417ff
[xiii] Dieter Schad, Zur Kreditschöpfung der Geschäftsbanken, evolution, 5/95
[xiv] Helmut Creutz, op.cit.. S. 26
[xv] Helmut Creutz, op.cit., S. 31
[xvi] Dort wo Bargeld im Bereich der Haushalte verwendet wird, kann es die Erscheinungsform eines Outside Money (dieser Begriff wird weiter unten näher erläutert) annehmen, da der Halter dieses Bargeld nicht über einen Kreditvertrag sondern (für ihn schuldenfreies) Verkaufsentgelt erhält. Die mit dem Bargeld verbundene Verbindlichkeit hebt sich so zwar nicht direkt auf, sondern nur im größeren Zusammenhang.
[xvii] Eberhard Knöller, Brief an Helmut Creutz vom 25. Mai 2000
[xviii] Helmut Creutz, Mail mit Datum 9. Jänner 2000
[xix] Helmut Creutz, Das Geldsyndrom, S. 42
[xx] Helmut Creutz, op.cit., S. 25
[xxi] Helmut Creutz, Mail mit Datum 9. Jänner 2001
[xxii] Helmut Creutz, Mail mit Datum 9. Jänner 2000
[xxiii] Helmut Creutz, Mail mit Datum 9. Jänner 2000
[xxiv] Bankenstatistik der Deutschen Bundesbank, August 1997 und April 2000
[xxv] Ernst Dorfner, s.a.a.O.
[xxvi] Helmut Creutz schreibt: “Da diese Zinsgutschriften meistens auf den Konten stehenbleiben, kommt es immer mehr zu einer automatischen Vermehrung,.....” op.cit., S. 37
[xxvii] Die Aktivseite der konsolidierten Bankenbilanz zeigt grosso modo 3 Positionen: Kredite: 6.305 Mrd. EURO, Aktiva gegen Nicht-EURO-Währungsgebiet: 1.318,6 Mrd.. Sonstige Aktiva. 399,3 Mrd.. EURO. Die Kredite machen also rd. 80% aller Aktiva aus. .
[xxviii] In etwa in der Weise stellt sich der ‚Umlauf‘ eines Wechsel dar, der von der Zentralbank gegen Bargeld angekauft wird, wodurch dieses geschöpft wird, später aber bei Einlösung des Wechsel durch den Bezogenen mit Bargeld dieses wieder vernichtet wird.
[xxix] Österreichische Nationalbank, Broschüre Geld & Währung. Das Geld
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